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Governance

Die Corporate Governance von Knorr‑Bremse verfolgt ausnahmslos verantwortungsvolle Geschäftspraktiken und Grundsätze. Die verstärkte und kontinuierliche Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Organisation und Geschäftsprozesse erachten wir als Innovationstreiber und wichtigen Erfolgsfaktor. Unser vorausschauendes Risiko- und Chancenmanagement kann dabei für das Unternehmen zukunftssichernde Erkenntnisse liefern.

Verantwortungsvolle Unternehmensführung

Knorr‑Bremse antwortet auf Industrietrends wie Vernetzung, E-Mobilität und Nachhaltigkeit mit innovativen und nachhaltigen Systemlösungen. Als eine treibende Kraft können wir so unsere weltweiten Kunden der Schienen- und Nutzfahrzeugindustrie bei der Gestaltung ihrer nachhaltigen Mobilitätslösungen und ihrer digitalen Transformation unterstützen. Unsere Systeme für den zuverlässigen, sicheren und effizienten Waren- und Personentransport sollen damit sowohl einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen als auch einen positiven Gesellschaftsbeitrag leisten.

Die mit unserem Unternehmertum einhergehende Verantwortung nehmen wir sehr ernst. Wir setzen auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, die Gesetze achtet, die unsere Reputation stärkt und die bei Aktionären, Kapitalmarkt, Kunden und Geschäftspartnern, Mitarbeitenden sowie der Öffentlichkeit Vertrauen in Knorr‑Bremse schafft. Dabei müssen alle Zielsetzungen und Aktivitäten stets mit unseren Unternehmenswerten vereinbar sein: Unternehmertum, technologische Exzellenz, Zuverlässigkeit, Leidenschaft und Verantwortung. Diese Unternehmenswerte sind nach unserer Überzeugung Grundlage für langfristigen Erfolg.

Unsere Governance-Strukturen unterstützen unseren Anspruch der verantwortungsvollen Unternehmensführung und sorgen für Transparenz sowie für klare Steuerung und Ver­antwortlichkeiten. Sie umfassen das gesamte Leitungs- und Überwachungssystem des Unternehmens. Hierzu zählen Organisation, geschäftspolitische Grundsätze, Leitlinien sowie interne und externe Steuerungs- und Überwachungsmechanismen von Knorr‑Bremse. Dabei folgen wir den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex. Mehr Informationen zur Umsetzung der Empfehlungen durch Knorr‑Bremse finden Sie auf unserer Website (Corporate Governance) und in der Erklärung zur Unternehmensführung.

Integraler Bestandteil unseres unternehmerischen Handelns ist unser Nachhaltigkeitsanspruch. Wie bedeutend dessen Umsetzung ist, hat die 2023 veröffentlichte Unternehmensstrategie Boost 2026 nochmals bestätigt. Die nachhaltige Ausrichtung der Unternehmensführung ist bei Knorr‑Bremse sowohl in der Unternehmensorganisation als auch über das Nachhaltigkeitsmanagement in den Verantwortlichkeiten und Geschäftsprozessen verankert (Nachhaltigkeitsmanagement). Zur Planung und Steuerung der nachhaltigen Ausrichtung hat der Vorstand Leistungskennzahlen (KPIs) definiert. Ausgewählte KPIs sind als ESG-Kriterien mit dem Vergütungssystem für die Managementlevels 0–2 (Vorstand, Geschäftsführung, Bereichsleitung) verknüpft. Die kurzfristige variable Vergütung („Short Term Incentive“) ist zu 20 % an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zum Klimaschutz und zur Arbeitssicherheit geknüpft (siehe Vergütungsbericht). Sie soll mittelfristig auf weitere Führungsebenen ausgeweitet werden. Auch in der langfristigen variablen Vergütung („Long Term Incentive“) hängt die Zielerreichung ab dem Geschäftsjahr 2024 zu 20 % vom Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele (aktuell Reduktion der CO2e-Emissionen Scope 1 und 2 sowie Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit) ab. Diese Verbindung von Vergütung und ESG-Kriterien verankert den Nachhaltigkeitsgedanken im gesamten Management noch stärker und damit auch im täglichen Handeln der Führungskräfte und der Gesamtbelegschaft.

Integrität und Compliance

Das Compliance-Management ist von unserem Anspruch geleitet, Gesetze, interne Regelungen und freiwillige Selbstverpflichtungen stets einzuhalten. Denn nur als zuverlässiger Geschäftspartner gewinnen wir jenes Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kunden und Geschäftspartnern, das Voraussetzung für ein nachhaltiges Unternehmenswachstum ist und damit Wertschöpfung für die Aktionäre beinhaltet. Deshalb legen wir größten Wert auf einen integren und verantwortlichen Umgang mit unseren Stakeholdern. Die Bekämpfung von Korruption und Bestechung ist bei Knorr‑Bremse ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensverantwortung und eines der zentralen Themen im Compliance-Management. Wir tolerieren keine Form der Korruption oder anderer unlauterer Geschäftspraktiken und erwarten das ebenfalls von unseren Geschäftspartnern. Interessenkonflikte, auch und vor allem im Umgang mit unseren Geschäftspartnern, sind zu vermeiden. Entsprechende Compliance-Richtlinien haben wir etabliert.

Unsere Compliance-Vorgaben über die gesamte Wertschöpfungskette sind in einem konzernweiten Verhaltenskodex niedergelegt. Auf Basis der Unternehmenswerte von Knorr‑Bremse und der Prinzipien des UN Global Compact definiert der Kodex die Grundsätze für ein konzernweit verantwortungsvolles geschäftliches Verhalten, welches das Verbot von Korruption in jeglicher Ausprägung beinhaltet. Diese Handlungsgrundsätze und Regeln sind für alle Beschäftigten des Konzerns verbindlich und Bestandteil der schriftlichen Arbeitsverträge neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Diese Grundsätze haben wir durch weitere konzernweite Compliance-Richtlinien konkretisiert:

  • Umgang mit Geschenken und Einladungen
  • Spenden und Sponsoring
  • Korruptionsprävention
  • Interessenkonflikte
  • Überprüfung von Geschäftspartnern
  • Fairer Wettbewerb

Compliance-Vorgaben haben wir auch für unsere Lieferanten niedergelegt. Der konzernweit gültige Knorr‑Bremse Verhaltenskodex für Lieferanten definiert unsere Ansprüche an eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit diesen. Der Kodex ist ein Beitrag zur Korruptionsbekämpfung und beinhaltet ein breites Themenspektrum, darunter Menschenrechte oder Umweltschutz (Nach­haltige Gestaltung der Liefer­kette).

Im Rahmen des Compliance Management Systems (CMS) werden relevante Compliance-Risiken erhoben und bewertet. Zentrales Ziel des CMS ist es, Compliance in den Geschäftsprozessen wirksam zu verankern. So wollen wir die Einhaltung der Gesetze und internen Regelungen durch die Mitarbeitenden sicherstellen, systematisches Fehlverhalten verhindern und Regelverstöße aufdecken und abstellen.

Als Schwerpunktthemen des CMS von Knorr‑Bremse sind Korruptionsprävention, die Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs sowie die Vermeidung von Interessenkonflikten definiert. Diese Entscheidung beruht auf einer Compliance-Risikoanalyse, die unter Einbeziehung ausgewählter Geschäftsbereiche und Märkte jährlich durchgeführt wird. Im Rahmen der weltweit angelegten Compliance-Risikoanalyse wurden anhand von Risikoszenarien mögliche Compliance-Risiken erhoben und bewertet.

Compliance-Organisation ausgebaut

Der Chief Compliance Officer verantwortet die Implementierung des CMS mit Ausnahme des Kartell- und Wettbewerbsrechts, das im CMS vom Bereich Recht verantwortet wird. Der Chief Compliance Officer berichtet an das Vorstandsmitglied verantwortlich für Integrität, Recht, IP, Datenschutz und Personal. Compliance-Themen sind zudem ein regelmäßiger Tagesordnungspunkt in den Vorstandssitzungen. Auch der Aufsichtsrat und der Prüfungsausschuss werden regelmäßig über den Stand des CMS informiert. Gemeinsam mit den globalen Verantwortlichen der Knorr‑Bremse Abteilungen Controlling, Human Resources, Rechnungswesen, Recht und interne Konzernrevision ist der Chief Compliance Officer Mitglied des Compliance Committee. Das Compliance Committee berät über die Initiativen und Strategien zur Weiterentwicklung des CMS, die aktuellen Compliance-Themen und die Schwerpunkte bei den Compliance-Aktivitäten. In den Knorr‑Bremse Regionen übernehmen Regional Compliance Officer die Beratung und Schulung von Mitarbeitenden, die Bearbeitung von Compliance-Fällen und die Identifikation lokaler Risiken. 2023 wurde die Compliance-Organisation personell weiter ausgebaut, sodass die Geschäftsaktivitäten in Brasilien, China, Indien, Südafrika und in den USA nun jeweils von hauptamtlichen Compliance-Verantwortlichen betreut werden. Zusätzlich sind nahezu allen Knorr‑Bremse Gesellschaften lokale Compliance Officer zugewiesen, die in die örtliche Umsetzung des Compliance Management Systems eingebunden sind.

Die interne Konzernrevision unterstützt den Vorstand in seiner Überwachungsfunktion durch unabhängige und objektive Prüfungshandlungen. Diese sind darauf ausgerichtet, Geschäftsprozesse zu verbessern und eventuelle Verstöße gegen interne Richtlinien und Regeln sowie Gesetze aufzudecken. Zur Überprüfung der Einhaltung der Compliance-Richtlinien dient des Weiteren das interne Kontrollsystem (IKS), das Compliance-spezifische Kontrollen umfasst. Knorr‑Bremse Standorte müssen mit Stichproben nachweisen, dass sie die Richtlinienvorgaben effektiv umsetzen. Zudem wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC beauftragt, eine Prüfung des CMS auf Angemessenheit und Wirksamkeit nach IDW PS 980 für den Zeitraum 1. Mai bis 31. Oktober 2023 durchzuführen. Für diese Prüfung wurde am 7. März 2024 eine uneingeschränkte Bescheinigung erteilt.

Etabliertes Beschwerdemanagement

Hinweise auf einen möglichen Compliance-Verstoß können Mitarbeitende, Geschäftspartner und externe Personen an die Compliance-Organisation melden: via E-Mail, direkt über die Compliance-Organisation oder online über ein unabhängiges und anonymes Hinweisgebersystem. Dieses weltweit zugängliche Portal eines externen Dienstleisters ermöglicht Hinweise zu etwaigen Compliance-Verstößen in 31 Ländern und 20 Sprachen (Knorr‑Bremse Compliance). Das Hinweisgebersystem wurde im Geschäftsjahr 2023 durch die Beauftragung einer externen Ombudsstelle erweitert, die als zusätzliche Anlaufstelle Hinweise und Beschwerden entgegennehmen und an uns weiterleiten wird. Bei internen Informations- und Trainingsveranstaltungen und im konzernweiten Intranet wird auf die Möglichkeiten des Hinweisgebersystems verwiesen. Zusätzlich dient das Incident Notification and Alarm Services (INAS)-System der personalisierten Meldung von zeit- und sicherheitskritischen Ereignissen aus den Bereichen Compliance, Datenschutz, Informationssicherheit und Konzernsicherheit. Kritisch einzustufende Ereignisse erreichen über das System unmittelbar den zuständigen Konzernbereich.

  • Beschwerde
  • Eingangskontrolle
  • Bewertung
  • Interne Untersuchung
  • Abhilfemaßnahmen und Ursachenforschung
  • Beschwerde
  • Hinweisgebende werden auf mutmaßlich meldewürdige Handlung aufmerksam

    Hinweis geht über verschiedene Meldewege ein – bei Wunsch auch anonym

  • Eingangskontrolle
    • Klärung offener Punkte und Erörterung mit den Hinweisgebern, soweit möglich
    • Klärung, ob unmittelbare Abhilfe möglich ist
    • Klärung der internen Zuständigkeiten

    Interne Weitergabe
    Beschwerde wird an die zuständige Stelle im Konzern weitergeleitet

  • Bewertung
  • Bewertung durch zuständige Stelle
    • Inhaltliche Prüfung des Hinweises und des Schadenspotenzials
    • Erörterung mit den Hinweisgebenden, soweit möglich
    • Erörterung mit sonstigen Beteiligten
    • Vorschlag zum weiteren Vorgehen
    Entscheidung über Untersuchung
    • Hinweis ist schlüssig
    • Der Sachverhalt kann mit den verfügbaren Mitteln in rechtskonformer Weise aufgeklärt werden
  • Interne Untersuchung
  • Untersuchung
    • Interviews, Durchsicht von Unterlagen, Ortstermine etc.
    • Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen

    Die Geschäftsleitung entscheidet über Sanktionen und Abhilfemaßnahmen

  • Abhilfemaßnahmen und Ursachenforschung
  • Abhilfe, z. B.
    • Disziplinarmaßnahmen
    • Anpassung von Prozessen
    • Training und Kommunikation
    • Wiedergutmachung und Schadenersatz
    • Anpassung der Risikoanalyse

    Umsetzung durch die lokale Geschäftsleitung bzw. zuständige Stelle

    Eine vom Vorstand beschlossene Verfahrensordnung zum Umgang mit Hinweisen und Beschwerden regelt den Verfahrensablauf, die Zuständigkeiten sowie die Rechte der Hinweisgebenden und der betroffenen Personen. Wesentliche Grundsätze sind dabei der Schutz von Hinweisgebern vor Benachteiligungen, die Fairness und Vertraulichkeit des Verfahrens, die Unabhängigkeit der Ermittlungen sowie die Wahrung des Datenschutzes. Wir gehen jeder Verdachtsmeldung nach bzw. leiten diese an die zuständigen Fachbereiche zur weiteren Aufklärung weiter. Erhärtet sich der Anfangsverdacht, werden Untersuchungen durchgeführt. Festgestellte Regelverstöße werden abgestellt und nachgewiesenes Fehlverhalten wird sanktioniert.

    Im Berichtsjahr wurden konzernweit 112 Meldungen über das Hinweisgebersystem erfasst (2022: 90, 2021: 45). Das Meldeaufkommen ist damit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Wir führen diesen Anstieg auf eine höhere Sensibilisierung der Beschäftigten in Bezug auf Compliance und Integrität zurück. 44 der Meldungen (2022: 29, 2021: 10) betrafen Hinweise auf Diskriminierung oder andere arbeitsrechtliche Themen (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte). Neun Meldungen (2022: 9, 2021: 2) betrafen Korruptionsvorwürfe. In vier im Berichtszeitraum abgeschlossenen Fällen konnten diese Vorwürfe nicht bestätigt werden. Dementsprechend wurden insoweit keine arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegenüber Beschäftigten ergriffen. In den übrigen fünf Fällen laufen die internen Untersuchungen noch. Gerichtsverfahren, Verurteilungen oder Bußgelder wegen Korruptionsdelikten gab es im Berichtszeitraum nicht. Meldungen in Bezug auf Kinderarbeit, Zwangsarbeit oder moderne Sklaverei wurden nicht abgegeben.

    Gemeldete Hinweise

    Kategorie 2023
    Diskriminierung und Belästigung 32
    Sonstige Arbeitsbedingungen 12
    Interessenkonflikte, Diebstahl, Missbrauch von Betriebsmitteln, Betrug, Unterschlagung 28
    Korruption 9
    Datenschutz, IT-Sicherheit, Geschäftsgeheimnisse 6
    Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Moderne Sklaverei 0
    Sonstige 25
    Gesamt 112

    Prävention durch Schulungen und Kommunikation

    Zur Prävention von Compliance-Verstößen setzt Knorr‑Bremse auf transparente Kommunikation und die Schulung von Mitarbeitenden. Der Vorstand hat im Berichtsjahr im Intranet sowie auf verschiedenen Führungskräfteveranstaltungen und Betriebsversammlungen seine Haltung zu integrem Verhalten bekräftigt und seine Erwartungen an Führungskräfte und Beschäftigte deutlich gemacht.

    Ein weltweites E-Learning zu unserem Verhaltenskodex ist in 13 Sprachen verfügbar und muss verpflichtend alle zwei Jahre online absolviert werden. Ein weiteres E-Learning zum Thema Korruptionsprävention richtet sich gezielt an Beschäftigte im Einkauf und im Vertrieb sowie an Führungskräfte. Auch dieses Training muss alle zwei Jahre wiederholt werden. Im Dezember 2023 besaßen rund 98 % (2022: 96 %, 2021: 98 %) der 17.385 Mitarbeitenden mit Zugang zu E-Learning-Plattformen (ca. 52 % der gesamten Belegschaft) ein gültiges Zertifikat für das Training zum Verhaltenskodex. Für das Anti-Korruptionstraining waren 5.396 Beschäftigte eingeschrieben, davon haben 97 % bis Ende Dezember 2023 ein gültiges Zertifikat erworben.

    Neben den E-Learnings finden Live-Schulungen (in Präsenz sowie als Webinar) für Mitarbeitende zu spezifischen Compliance-Inhalten und unseren Richtlinien und Tools statt. 2023 wurden weltweit 77 solcher Compliance-Schulungen durchgeführt (2022: 64, 2021: 25).

    Persönlicher Dialog über Integrität und Compliance

    Der persönliche Kontakt ist einprägsam und ideal, um Awareness zu schaffen. Das gilt auch für das Thema Compliance und Integrität. Die zuständige Vorständin Dr. Claudia Mayfeld sucht regelmäßig die Begegnung mit Beschäftigten, um der Frage auf den Grund zu gehen: Wie erleben die Mitarbeitenden Integrität und Compliance bei Knorr‑Bremse und welchen Stellenwert messen sie dem Thema bei? Im Februar 2023 war es ein Workshop mit 72 Mitarbeitenden unterschiedlicher Regionen, Abteilungen und Organisationsebenen, der die Verankerung von Compliance und Integrität im Arbeitsalltag bewertete und Verbesserungsvorschläge machte. Ein weiterer Workshop mit 51 Teilnehmenden fand im Mai 2023 statt. Der fruchtbare Diskurs zeigte vorhandene Stärken auf, gab aber den Compliance-Verantwortlichen ebenso mit auf den Weg: Eine intensivere Kommunikation und spezifische Trainings für Führungskräfte wären wünschenswerte Fortschritte. Nach der Ergebnisauswertung werden konkrete Maßnahmen abgeleitet.

    Management von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen

    Als global aufgestellter und international tätiger Konzern ergeben sich für Knorr‑Bremse in seiner unternehmerischen Tätigkeit Risiken wie Chancen. Ziel des Risikomanagements ist es, Risiken konzernweit zu identifizieren und ihre potenziellen Folgen auf die erwartete wirtschaftliche Lage des Konzerns zu minimieren. In gleichem Maße sollen Chancen proaktiv genutzt werden, um den Unternehmenswert zu steigern.

    Risikomanagement

    Die Aufbau- und Ablauforganisation des Risikomanagements folgt der allgemeinen Organisationsstruktur und ist in einer Konzernrichtlinie mit einer klaren Definition von Verantwortlichkeiten und Berichtsstrukturen verankert.

    Damit Risiken von erheblicher Bedeutung frühestmöglich erkannt und zeitnah gemanagt werden können, findet vierteljährlich eine Erhebung potenzieller Risiken unter Einbezug von sämtlichen Konzerngesellschaften statt. Wesentlicher Bestandteil der regelmäßigen Risikoberichterstattung ist ein zusammengefasster Konzernrisikobericht, der dem internen Risikokomitee sowie dem Vorstand vorgelegt wird. Über die regelmäßigen Berichtsperioden hinaus existiert ein interner Ad-hoc-Meldeprozess. Hierbei sind alle Beschäftigten zur proaktiven Meldung von Risiken angehalten.

    Das im Konzern etablierte Risikomanagementsystem unterliegt einer kontinuierlichen Weiterentwicklung mit Anpassungen an interne und externe Anforderungen. Neue Entwicklungen werden regelmäßig in der Risikomanagement Guidance zum Thema Risikomanagement integriert. Diese steht allen Mitarbeitenden im Intranet zur Verfügung.

    Unser Risikomanagementsystem beinhaltet 14 spezifische Risikokategorien, die sich an der Wertschöpfungskette des Unternehmens orientieren. Innerhalb der Unternehmensbereiche wird auf die Identifikation von Nachhaltigkeitsrisiken besonderes Augenmerk gelegt und zukünftig weiter ausgebaut. Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ umfasst Risiken in Zusammenhang mit Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Schutz der Menschenrechte. Die Risiken zum Umwelt- und Klimaschutz betreffen beispielsweise steigende Energie- und Materialkosten durch verschärfte Umweltauflagen oder die zunehmende Bepreisung von CO2e-Emissionen auf dem Weg zu einer dekarbonisierten Wirtschaft. Die Erfüllung von ESG-Anforderungen wird künftig einen immer stärkeren Einfluss auf die Finanzierung des Knorr‑Bremse Konzerns haben. Darüber hinaus kann der Klimawandel die Lieferketten stören und die Materialeigenschaften, die für die Produktqualität relevant sind, beeinflussen. Mit diesen Risiken setzen wir uns frühzeitig auseinander, um in allen Bereichen mit geeigneten Maßnahmen darauf reagieren zu können. Risiken, die sich aus dem Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes ergeben könnten, begegnen wir mit noch stärkerer Integration von menschenrechtlicher Sorgfalt in unsere operativen Prozesse, um menschenrechtliche Risiken zu minimieren und negative Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeiten zu verhindern. Dafür nutzen wir auch die Ergebnisse der menschenrechtlichen Risikoanalysen und eingehende Hinweise zu potenziellen Menschenrechtsverletzungen (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte).

    Die Beschreibung weiterer Risikokategorien sowie eine ausführliche Erläuterung unseres Risikomanagementsystems finden sich in unserem Risiko-, Chancen- und Prognosebericht.

    TCFD-Berichterstattung

    Zur transparenten Darstellung unserer unternehmerischen Klimarisiken und -chancen berichten wir seit 2021 gemäß den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Eine Referenztabelle entsprechend dem Status unserer klimabezogenen Berichterstattung nach den Bereichen Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele finden Sie im Anhang (TCFD-Tabelle).

    Chancenmanagement

    Das Chancenmanagementsystem von Knorr‑Bremse folgt den Prozessen des Risikomanagementsystems. Die Berichterstattung der Chancen erfolgt dabei neben regelmäßigen Management-Reviews ebenfalls im Rahmen des vierteljährlichen Risiko- und Chancenberichts.

    Neben den Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung und Mobilität eröffnet auch der Megatrend Nachhaltigkeit wichtige strategische Chancen für Knorr‑Bremse:

    Knorr‑Bremse profitiert von den Chancen eines Ausbaus des Schienenverkehrs im Zuge der Klimaschutzanstrengungen von Städten, Ländern und Staaten. Elektrifizierung und andere energie- und umweltfreundliche Lösungen ergeben sich aus einem steigenden öffentlichen Bewusstsein hinsichtlich Energieeffizienz sowie verstärkten staatlichen Maßnahmen im Energiebereich, wie strengeren Emissionsvorschriften. Konsequentes EcoDesign unserer Produkte trägt zu einem reduzierten CO2e-Fußabdruck und einem energieeffizienteren Verkehr bei.

    Weiterführende Informationen zu unserem Chancenmanagementsystem finden sich ebenfalls in unserem Risiko-, Chancen- und Prognosebericht.

    Nachhaltige Unternehmensfinanzierung

    Als Akteur am Kapitalmarkt schreibt Knorr‑Bremse der Orientierung an ESG-Kriterien eine wachsende Bedeutung zu. Mittels ESG-Kriterien messen Finanzmarktakteure Unternehmensleistungen im Bereich Nachhaltigkeit und nutzen die Erkenntnisse als Kriterien für Investitionsentscheidungen. Zahlreiche Gespräche mit Investoren und Ratingagenturen (Stakeholder Management) im Jahr 2023 haben das anhaltend steigende Interesse des Kapitalmarkts an Nachhaltigkeitsthemen bei Knorr‑Bremse verdeutlicht. Auch Unternehmen oder Institutionen suchen verstärkt den informativen Austausch zu nachhaltigkeitsgekoppelten Finanzierungsinstrumenten mit Knorr‑Bremse. Bereits heute ist Knorr‑Bremse vielfach überdurchschnittlich für seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewertet (Nachhaltigkeitsratings und -rankings).

    Die Verbindung unserer Finanzierungsstrategie mit unseren Nachhaltigkeitszielen unterstreicht unsere entsprechenden Ambitionen. Um Knorr‑Bremse als nachhaltiges Unternehmen für Investitionen zu positionieren und nachhaltigkeitsgekoppeltes Kapital beziehen zu können, hat das Unternehmen ein Rahmenwerk für nachhaltige Finanzierung aufgesetzt und im Berichtsjahr aktualisiert. Das so genannte Sustainability-Linked Bond Framework verknüpft die Dekarbonisierungsziele (Scope 1, 2, 3) von Knorr‑Bremse mit seiner Finanzierungsstrategie. Diese erweiterten Ziele wurden von externer Seite neu bewertet. Eine unabhängige Stellungnahme (Second Party Opinion) der Kredit-Rating-Agentur S&P Global Ratings hat bestätigt, dass die von Knorr‑Bremse gesetzten Ziele mit den globalen Klimaschutzambitionen im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbar sind. Das Rahmenwerk schafft auch die Grundlage für gegenwärtige und künftige nachhaltigkeitsgebundene Finanzierungsinstrumente. Über ein Drittel der Finanzierungen von Knorr‑Bremse sind an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt, bei langfristigen Kapitalmarkt-Finanzierungsinstrumenten sind es rund zwei Drittel.

    Aktuell hat Knorr‑Bremse drei verschiedene Finanzierungsmaßnahmen an seine Nachhaltigkeitsleistung gekoppelt. In einem ersten Schritt haben wir eine Konsortialfinanzierung mit einer Kreditlinie über € 750 Mio. unterzeichnet, deren Verzinsung mit unserer Nachhaltigkeitsbewertung von ISS Corporate Solutions verknüpft ist. Verbessert sich die Bewertung von Knorr‑Bremse durch Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit, werden günstigere Rückzahlungskonditionen gewährt. Wir können diese Regelung künftig ziehen und davon profitieren, da sich unsere Bewertung 2023 auf Prime-Status „B-” verbessert hat.

    Darüber hinaus haben wir 2022 die erste nachhaltigkeitsgekoppelte Anleihe (Sustainability-Linked Bond) in Höhe von € 700 Mio. aufgelegt. Die damit einhergehende Verpflichtung der Definition eines durch die Science Based Target initiative (SBTi) validierten Scope-3-Ziels haben wir erfüllt (Klimaschutz). Des Weiteren setzen wir auf Anreizsysteme für unsere Lieferanten. Das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank umgesetzte nachhaltigkeitsgebundene Finanzierungsprogramm Sustainability-linked Supply Chain Finance Programm (SSCF) ist an die ESG-Bewertung von Lieferanten gekoppelt. Damit ist das globale SSCF ein wichtiges Instrument, um mehr Lieferanten zur Verbesserung ihrer ESG-Maßnahmen zu ermutigen. Hierbei steht das Programm beispielhaft für unsere Haltung: Nur indem wir ESG entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben, werden wir eine konsequente nachhaltige Transformation verwirklichen können. Der gesamte Prozess des SSCF wurde seitens der Bank sehr niedrigschwellig gestaltet, um bewusst auch kleinere Zulieferbetriebe anzusprechen. Seit 2023 wird die ESG-Verlinkung sukzessive global ausgerollt.

    66 %
    der von Knorr‑Bremse genutzten langfristigen Kapitalmarkt-Finanzierungsinstrumente sind an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt

     

     

    Lieferanten mit gutem ESG-Ranking erhalten bessere Finanzierungskonditionen

    Das Sustainability-linked Supply Chain Finance Program, das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank umgesetzt wird, macht ein ESG-Rating für Lieferanten besonders attraktiv. Über das Programm erhalten diese ihr Geld früher, indem die Bank den Zeitraum bis zur Rechnungsbegleichung durch Knorr‑Bremse vorfinanziert und attraktive Zinssätze gewährt. Die Finanzierungskosten für die Lieferanten orientieren sich an der Bonität von Knorr‑Bremse, was die Finanzierungskosten für die Lieferanten in der Regel reduziert. Durch die Aufnahme von Nachhaltigkeitskomponenten in das Programm erhöhen sich diese finanziellen Vorteile für die Lieferanten weiter: Wer nachhaltiger wirtschaftet, wird mit noch besseren finanziellen Konditionen belohnt. Das führt zu einer Win-win-Situation: für unsere Lieferanten und für Knorr‑Bremse.

    EU-Taxonomie

    Ein wichtiger Schritt zur Erreichung der EU-Klima- und Energieziele für 2030 und zur Verwirklichung der Ziele des „European Green Deal“ besteht darin, dass Kapitalströme in nachhaltige Projekte und Aktivitäten gelenkt werden. Voraussetzung dafür ist eine gemeinsame Sprache bzw. ein einheitliches Verständnis darüber, welche Tätigkeiten als „ökologisch nachhaltig“ gelten. Aus diesem Grund wurde im EU-Aktionsplan „Sustainable Finance“ die Schaffung eines einheitlichen Klassifizierungssystems für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten bzw. eine „EU-Taxonomie“ veranlasst.

    Mit der 2023 novellierten Klimataxonomie wurden weitere Wirtschaftstätigkeiten aufgenommen, durch die Knorr‑Bremse in größerem Umfang in den Anwendungsbereich der EU-Taxonomie fällt. Während die Herstellung emissionsarmer Fahrzeuge bereits als taxonomiefähig eingestuft wurde, wird durch diese Novellierung ebenfalls die Schlüsselrolle der Lieferanten beim Klimaschutz stärker in den Fokus gerückt. Die ausführliche Berichterstattung zur EU-Taxonomie finden Sie im Geschäftsbericht 2023.


    Datenschutz und Informationssicherheit

    Die Verarbeitung personenbezogener Daten ist ein fester Bestandteil der zunehmenden Digitalisierung. Auch für Knorr‑Bremse ist der Schutz solch sensibler Daten eine wichtige Voraussetzung bei der Eröffnung neuer Geschäftsfelder und im Umgang mit unseren internen und externen Stakeholdern. Zahlreiche gesetzliche Anforderungen, insbesondere die EU-Datenschutzgrundverordnung, bilden dabei den Rahmen für unser Handeln. Knorr‑Bremse hat daher 2018 eine Datenschutzorganisation aufgebaut. Sie wird geleitet von der Konzerndatenschutzbeauftragten, die von Datenschutzmanagern in den Divisionen und an den weltweiten Standorten unterstützt wird. Datenschutzkoordinatoren in den zentralen Fachbereichen fungieren zusätzlich als Ansprechpartner und Multiplikatoren für den Datenschutz. Das im Jahr 2022 installierte Datenschutzboard entscheidet über die Ausrichtung des Knorr‑Bremse Datenschutzmanagementsystems und überwacht dessen kontinuierliche Weiterentwicklung. Das Datenschutzboard ist mit Vertreterinnen und Vertretern aus Vorstand und Divisionsgeschäftsführungen sowie IT und HR besetzt. Unsere Konzernrichtlinie zum Datenschutz ist die Grundlage für alle Datenschutzmaßnahmen im Unternehmen und stellt verbindliche Vorgaben und Prozesse zur Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen auf. Darüber hinaus ist der Schutz der Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre einer bzw. eines jeden Einzelnen wichtiger Bestandteil unserer internen Verhaltensrichtlinien (Code of Conduct).

    Unsere Datenschutzmaßnahmen

    • Durch E-Learnings und Präsenzschulungen werden unsere Mitarbeitenden mit den datenschutzrechtlichen Anforderungen vertraut gemacht und im sorgfältigen Umgang mit personenbezogenen Daten unterwiesen.
    • Datenverarbeitungen werden über ein global verfügbares IT-Tool durch die Datenschutzorganisation geprüft und dokumentiert (Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten).
    • Ein zentrales Meldesystem für Datenschutz- und Sicherheitsvorfälle (Incident Notification and Alarm Services [INAS]-System) stellt sicher, dass Datenschutzvorfälle schnell und ohne Umwege an die Datenschutzorganisation gemeldet und adressiert werden können (Integrität und Compliance).
    • Datenschutzverletzungen können von Mitarbeitenden oder externen Stakeholdern jederzeit über das Compliance-Hinweisgebersystem anonym oder personalisiert mitgeteilt werden. In diesem Fall greift der etablierte Prozess zur Klärung der Sachverhalte (Integrität und Compliance).

    Informationssicherheit

    Der Bereich Informationssicherheit gewährleistet die ausnahmslose Einhaltung der drei zentralen Informationswerte Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität für all unsere Daten. Der Bereich wird durch den Corporate Information Security Officer geleitet und durch ein Corporate Security Board gesteuert. Diesem Board gehören neben dem verantwortlichen Vorstand auch Geschäftsführer der beiden Geschäftsdivisionen sowie der Chief Information Officer an.

    Der Reifegrad der Steuerungsprozesse wurde in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Zum einen mit einer überarbeiteten konzernweiten Richtlinie für Informationssicherheit. Die orientiert sich an der internationalen Norm für die Sicherheit von Informationen und Werten ISO/IEC 27001, nach der 26 % unserer Standorte zertifiziert sind. Hinzu kommen interne Vorgaben, die den gesetzlichen Anforderungen des jeweiligen Standorts gerecht werden. Des Weiteren haben wir einen Prozess für Audits und Risikomanagement neu eingeführt. Bei Projekten im operativen Bereich liegt der Hauptfokus auf dem präventiven Schutz der IT-Infrastruktur von Knorr‑Bremse durch konzernweit implementierte IT-Sicherheitslösungen.

    Schutz digitalisierter Produkte

    Produkte und Dienstleistungen von Knorr‑Bremse unterstützen unsere Kunden im digitalen Zeitalter und fördern nachhaltige Mobilität. Beispiele für neue, digitalisierte Geschäftsfelder sind die zustandsbasierte Wartung (Condition-Based Maintenance) im Bereich der Schienenfahrzeuge sowie das hochautomatisierte oder autonome Fahren in der Division Nutzfahrzeuge.

    Im Rahmen dieser Portfolioentwicklung spielen auch der Datenschutz und die Informationssicherheit (in diesem Zusammenhang oft als Cybersecurity bezeichnet) eine zunehmend wichtigere Rolle. Daher berücksichtigt Knorr‑Bremse die datenschutzrechtlichen Anforderungen bereits bei der Produktentwicklung (Privacy by Design).

    Im Bereich der Informationssicherheit stellen dezidierte Organisationseinheiten und Teams in beiden Divisionen sicher, dass Cybersecurity-Aspekte in den Prozessen der Produktentwicklung bzw. in Kundenprojekten fest integriert sind.

    Sowohl die Division RVS mit der Abteilung Digital Products & Services als auch die Division CVS verfolgen den „Security by Design“-Ansatz. Es werden dabei Lösungen zu Governance, Risikomanagement und Sicherheitskontrollen entwickelt, die auf die speziellen Anforderungen jeder einzelnen Produktplattform zugeschnitten sind. Sicherheitszertifizierte Bahn- bzw. Nutzfahrzeug-Hardware wird also mit leistungsstarken Cybersecurity-Funktionen und maßgeschneiderten Services zu einer ganzheitlichen Cybersecurity-Architektur kombiniert. Aktuelle und künftige digitalisierte Produkte und Systeme werden vor Attacken geschützt bzw. gegen diese widerstandsfähig gemacht. Dabei ist die Matrix-strukturierte Abteilung Digital Products & Services (Division RVS) eng mit dem Knorr‑Bremse Cybersecurity-Kompetenzzentrum verwoben. In der Division CVS ist das Produkt-Cybersecurity-Team integrierter Teil der Plattform-Organisation. Das Cybersicherheitsmanagementsystem von CVS umfasst dabei die Entwicklungs-, Produktions- und Wartungsphasen des Produkts und deckt den gesamten Lebenszyklus ab. Es erfüllt alle Anforderungen der ISO 21434 (Cyber-Security in Kraftfahrzeugen).

    Knorr‑Bremse unternimmt fortlaufend Anstrengungen zur Wahrung und Verbesserung der Cybersecurity. Dazu orientieren wir uns an internationalen Normen und nutzen interne und externe Richtlinien. 2023 hat Knorr‑Bremse einen divisionsübergreifenden TLP-Unternehmensleitfaden (Kontrolle der Informationsverbreitung) veröffentlicht. Zudem streben beide Divisionen die Einhaltung des kommenden Rechtsrahmens für Cybersicherheit an, der z. B. die EU-Richtlinie NIS-2 und das Gesetz über die horizontalen Cybersicherheitsanforderungen für Produkte mit digitalen Elementen (EU Cyber Resilience Act) beinhaltet.

    Die Awareness für das Thema Cybersecurity in der Belegschaft von Knorr‑Bremse ist hoch und wird weiter forciert. Das Competence Center for Product Cybersecurity bietet in der Division RVS verschiedene Webinare und Videos an, beispielsweise eine „Einführung in die Cybersicherheit von Bahnprodukten“. RVS baut sein internes Trainingsangebot weiter aus zu Themen wie Cryptography, Key-Lifecycle-Management und Security Controls. Auf der internen Fachveranstaltung Global Cybersecurity Summit tauschten sich Cybersecurity-Spezialisten und -Spezialistinnen von Knorr‑Bremse aus Management und Ingenieurwesen intensiv aus, Branchenpräsenz zeigte das Competence Center mit der Teilnahme an internationalen Kongressen zum Thema Cybersecurity. In der Division CVS können alle CoC ein Angebot an kontinuierlichen Sensibilisierungsschulungen zur Cybersecurity nutzen. Knorr‑Bremse betrachtet die branchenweite Zusammenarbeit zum Thema Cybersecurity als chancenreich und ist in diversen Initiativen zu dessen Weiterentwicklung aktiv. Im Bereich Schienenfahrzeuge ist ein Beispiel die Cybersecurity Working Group der UNIFE. Im Nutzfahrzeugbereich ist Knorr‑Bremse seit 2023 in der VDA ISO21434 Working Group aktiv, die an verschiedenen Empfehlungen für Automotive Cybersecurity arbeitet.

    Schutz durch mehrstufige Cybersecurity-Architektur

    Der „Security by Design“-Ansatz ist in den Divisionen jeweils auf die Anforderungen der Produktplattformen zugeschnitten. Er schützt die Produkte vor Attacken bzw. macht sie widerstandsfähig. Die Architektur von Schutzmaßnahmen wird dabei mehrstufig designt („Defense in Depth“-Konzept). Denn eine Sicherung der Netzwerk-Außengrenzen ist längst nicht mehr ausreichend. Sollten Hacker eine Schicht überwinden, folgt die nächste anders aufgebaute Schicht. Die Cybersecurity-Architektur beinhaltet u. a.:

    • Konventionelle Sicherheitsprodukte wie das Secure Gateway (SGW), welches Zugänge sichert.
    • Die Public-Key-Infrastructure (PKI), die den mit Chips ausgestatteten Geräten und Softwarelösungen digitale Sicherheitszertifikate zuweist und sie auf diese Weise vor unbefugten Änderungen schützt.
    • In der Division RVS die Threat Detection Solution(TDS), die analog einem Frühwarnsystem Anomalien im ein- und ausgehenden Datenverkehr innerhalb des Zugnetzes erkennt und nur autorisierte Kommunikation und Geräte im Netzwerk zulässt. Das Einschleusen von Schadgeräten in die Zugnetzwerke durch Hacker wird verhindert.

     

     

    Qualitätssichernd: Zusammenarbeit mit Bureau Veritas

    Die rasante technologische Entwicklung setzt Schienenfahrzeuge erhöhten Risiken der Cyberkriminalität aus. Knorr‑Bremse antwortet darauf mit zukunftsweisenden Cybersecurity-Lösungen für eine sichere digitale Fahrzeugkommunikation. Eine Anpassung an die sich permanent weiterentwickelnden Branchenanforderungen und regulatorischen Standards erfolgt stetig. In diesem Zusammenhang hat Knorr‑Bremse ein Global Cybersecurity Services Framework Agreement mit Bureau Veritas, einem weltweit führenden Anbieter von Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleistungen, unterzeichnet. Neben Cybersecurity-Risikobewertungen beinhaltet die Vereinbarung eine Reihe weiterer wichtiger Cybersecurity-Supportleistungen, die auf die speziellen Bedürfnisse von Knorr‑Bremse zugeschnitten sind.

    Nachhaltige Gestaltung der Lieferkette

    Zu unserem Selbstverständnis als nachhaltiges Unternehmen gehört es, Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette zu übernehmen. Der strategische Einkauf schafft dabei mit der Auswahl der Lieferanten und Materialien die Grundlage für nachhaltige, zuverlässige und sichere Produkte von Knorr‑Bremse.

    Als global aufgestellter Konzern arbeiten wir mit einer Vielzahl von überwiegend lokalen Lieferanten zusammen. Aktuell beziehen wir jährlich Produkte und Dienstleistungen von rund 30.000 Lieferanten aus 70 Ländern. Darunter finden sich rund 7.000 Fertigungs- und Produktionspartner von Teilen, Komponenten und Materialien für unsere Produkte, sie allein stehen für 74 % der Beschaffungsausgaben. Die georderten Produkte beinhalten vor allem Metalle, Reibungskomponenten, Elektronikbauteile und Kunststoffe. Der Anteil an von uns eingekauften Rohmaterialien ist dabei gering.

    Herkunftsregionen des Einkaufsvolumens

    Wir sind uns bewusst, dass die Lieferantenauswahl von Knorr‑Bremse signifikante Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft in den Produktionsländern hat. Gemeinsam mit unseren Lieferanten wollen wir die Nachhaltigkeit in der Lieferkette verbessern und Risiken minimieren.

    Die Knorr‑Bremse Strategie für nachhaltige Beschaffung ist konzernweit in die Einkaufsprozesse eingebettet. Zuständig für die Umsetzung der nachhaltigen Beschaffung sind die Einkaufsverantwortlichen für direkte und indirekte Materialien. Die Einhaltung und Optimierung von Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette werden durch Expertinnen und Experten auf Konzernebene unterstützt. Das Sustainable Procurement Steering Committee diskutiert und entscheidet mehrmals jährlich über strategische und aktuelle Nachhaltigkeitsthemen. Es besteht aus den Leitern der weltweiten Einkaufsbereiche von Knorr‑Bremse und dem Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung.

    Um unseren Nachhaltigkeitsanspruch in internen Beschaffungsprozessen umzusetzen, stellen wir Prozessbeschreibungen und Leitfäden bereit. Diese geben einen Überblick über die Nachhaltigkeitskriterien und Managementansätze, die wir in die globalen Einkaufsabläufe einbeziehen. Interne Richtlinien konkretisieren, inwieweit Nachhaltigkeitsaspekte in den Einkaufsentscheidungen bestimmter Warengruppen zu berücksichtigen sind, dazu zählen erneuerbare Energien, Dienstreisen oder energieeffiziente Produkte, Ausrüstungen und Dienstleistungen. Im Rahmen unseres EcoDesign-Ansatzes arbeiten wir daran, Nachhaltigkeitsanforderungen in den Materialspezifikationen von uns erworbener Produkte und Fertigteile umzusetzen. Dabei leitet uns die Richtlinie „EcoDesign Standard on Hazardous Substances in Products“ der Division RVS (Ökologisches Produktdesign).

    Weitere Informationen zu Klimaschutz in der Lieferkette sowie zur Wahrung der Menschenrechte in der Lieferkette finden Sie hier:

    Scope 3 im Fokus des Einkaufs

    Auch 2023 lag ein Nachhaltigkeitsfokus der Einkaufsabteilung auf ihrem Beitrag zur CO2e-Reduktion. Zum einen wurde die Reduktion der Emissionen aus eingekauften Gütern und Dienstleistungen (Scope 3.1) weiter verfolgt (Klimaschutz). Darüber hinaus hat sich ein funktions- und divisionsübergreifendes Scope-3-Projektteam dem neuen Scope-3-Ziel von -25 % CO2-Emissionen bis 2030 angenommen. Es erarbeitet Aktionspläne und Dekarbonisierungsstrategien für die Lieferkette. Zentrale Aufgaben im Jahr 2023 waren die Verbesserung der Datenqualität, die Analyse großer Emissionstreiber sowie der direkte Austausch mit wesentlichen Lieferanten über mögliche Reduktionsmaßnahmen. Darüber hinaus haben wir an Lösungen zur Erfassung primärer CO2-Daten von Lieferanten gearbeitet. Hierfür haben in einem Pilotprojekt in ihren Merkmalen sehr unterschiedliche Lieferanten ihre CO2-Bilanz sowie ihre -Reduktionsbemühungen in einem CO2-Bilanzierungstool bereitgestellt. Dies unterstützt uns dabei, die Transparenz in der Lieferkette zu erhöhen und Erkenntnisse zur Ausrichtung unserer künftigen Datenerfassungsprozesse zu gewinnen.

    Direkter und indirekter Einkauf

    Die Einkaufsorganisation bei Knorr‑Bremse besteht aus einem jeweils divisional gesteuerten, globalen direkten Einkauf und dem divisionsübergreifend global zuständigen indirekten Einkauf. Der direkte Einkauf bezieht Produktionsmaterialien (direkte Materialien). Darunter fallen alle fremdbezogenen Rohmaterialien, Artikel oder Komponenten, die direkt oder indirekt als Teil unserer Produkte an unsere Kunden geliefert werden. Der indirekte Einkauf sorgt für die Bereitstellung von Nichtproduktionsmaterialien (indirekte Materialien) und Dienstleistungen, die nicht integraler Bestandteil der Knorr‑Bremse Produkte sind, sondern die interne Organisation indirekt unterstützen.

    Nachhaltigkeit in der Lieferantenbeziehung

    Zur Implementierung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette setzen wir auf drei Säulen: von der Festlegung unserer Nachhaltigkeitsanforderungen über deren Bewertung und Überprüfung bis hin zur Qualifizierung von Lieferanten und Einkäufern.

    Umgang mit Konfliktmineralien

    Als Hersteller von Bremsen und weiteren Systemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge sind wir uns unserer Verantwortung für die nachhaltige Beschaffung unserer Rohmaterialien bewusst. Dies betrifft allen voran die Beschaffung von Mineralien aus Konflikt- oder Hochrisikogebieten, den sogenannten Konfliktmineralien. Diese werden zum Teil in konfliktbehafteten Regionen abgebaut und zur Finanzierung bewaffneter Konflikte genutzt. Zu ihnen zählen Zinn, Tantal, Wolfram und Gold („3TG“). Zum Schutz der Menschenrechte im Bereich der Konfliktmineralien haben wir einen Due-Diligence-Prozess eingeführt. Transparenz im Beschaffungsprozess der Konfliktmineralien schaffen wir, indem wir der Empfehlung der Responsible Minerals Initiative folgen. Zentrale Instrumente für das Management und Reporting von Konfliktmineralien sind die unternehmensweit verbindliche Conflict Minerals Policy sowie Lieferantenabfragen. In einer jährlichen Abfrage fordern wir von direkten Zulieferern mit 3TG-Relevanz mittels des Conflict Minerals Reporting Template (CMRT) Informationen zur Herkunft der verwendeten Mineralien. Mehr als 70 % unseres Einkaufvolumens war mit der letzten Abfrage abgedeckt. Identifiziert wurden 32 (2022: 24, 2021: 6) kritisch einzustufende Schmelzen. Diese Unternehmen erfüllen die abgefragten Anforderungen der Liste für konforme Schmelzen und Raffinerien nicht und wir fordern sie auf, sich mittels eines unabhängigen Audits dem Responsible Minerals Assurance Process (RMAP) anzuschließen. RMAP-Audits weisen nach, ob die Geschäftspraktiken, Managementsysteme und Werte eines Lieferanten mit den wichtigsten Grundsätzen der verantwortungsvollen Beschaffung übereinstimmen. Um die Sorgfaltspflicht in der Kobalt- und Glimmer-Lieferkette zu gewährleisten, erheben wir entsprechende Informationen mit Hilfe des Extended Minerals Reporting Template (EMRT). 2.160 Lieferanten wurden Ende 2023 dazu aufgefordert, den Fragebogen bis Mitte 2024 zu beantworten.

    „Climate Pledge“ der Brancheninitiative Railsponsible

    Die Initiative Railsponsible mit 15 Mitgliedern, darunter Knorr‑Bremse, ist auf die nachhaltige Beschaffung in der Bahnindustrie ausgerichtet. Der 2023 von Railsponsible veröffentliche Climate Pledge ist eine Selbstverpflichtung zur Dekarbonisierung der gesamten Lieferkette im Schienenverkehr bis 2050. Die unterzeichnenden Mitglieder wollen eine führende Rolle bei nachhaltigen Beschaffungsmaßnahmen übernehmen, um den Klimawandel abzuschwächen. Dazu sollen umweltfreundliche und CO2e-bewusste Geschäftsentscheidungen ebenso beitragen wie eine enge Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette. Die Unterzeichner des Climate Pledge verpflichten sich u. a. zur Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG) mit dem Ziel einer Netto-Null-Reduktion im gesamten Betrieb sowie eine Bewertung und Veröffentlichung der THG-Emissionen in Einklang mit dem „Greenhouse Gas Protocol“. Die Arbeitsgruppe „verantwortungsvolle Beschaffung“, der Knorr‑Bremse zum wiederholten Mal vorsitzt, übernimmt dabei wichtige Aufgaben. Knorr‑Bremse teilt hier mit den Mitgliedern und Lieferanten sein fundiertes Wissen über nachhaltiges Einkaufsverhalten, transparente Geschäftsprozesse und die Weiterentwicklung von Lieferanten.

    Reporting von Konfliktmineralien1

    2023 2022 2021
    Zur CMRT-Abfrage eingeladene Lieferanten Anzahl 2.160 2.301 2.449
    Beantwortungsrate der angefragten Lieferanten in % 49 51 62
    1
    Die Kennzahl für 2022 bezieht sich auf den Prozentsatz der Lieferanten, die uns im Reportingzeitraum Juni 2022–April 2023 Informationen zur Verwendung und Herkunft von Konfliktmineralien zur Verfügung gestellt haben. Die Werte für 2023 beziehen sich auf einen Zwischenstand, der den Zeitraum Juni 2023–Februar 2024 abdeckt. Die aktuelle Datenerhebung endet im April 2024.