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Governance

Die Corporate Governance von Knorr‑Bremse verfolgt ausnahms­los verantwortungs­volle Geschäfts­praktiken und Grund­sätze. Nachhaltigkeits­aspekte integrieren wir verstärkt und kontinuierlich in die Organisation und Geschäfts­prozesse. Das gilt für die Unternehmens­finanzierung ebenso wie für die Gestaltung der Liefer­kette. Besonders wichtig ist uns darüber hinaus ein voraus­schauendes Risiko- und Chancen­management, da es für das Unter­nehmen zukunfts­sichernde Erkennt­nisse bringen kann.

Verantwortungsvolle Unternehmensführung

Knorr‑Bremse antwortet auf Industrie­trends wie Vernetzung, E-Mobilität und Nachhaltig­keit mit innovativen und nach­haltigen System­lösungen. Als eine treibende Kraft können wir so unsere welt­weiten Kunden der Schienen- und Nutzfahrzeug­industrie bei der Gestaltung ihrer nachhaltigen Mobilitäts­lösungen und ihrer digitalen Trans­formation unter­stützen. Unsere Systeme für den zuverlässigen, sicheren und effizienten Waren- und Personen­transport sollen damit sowohl einen Mehr­wert für unsere Kunden schaffen als auch einen positiven Gesellschafts­beitrag leisten.

Die mit unserem Unternehmer­tum einher­gehende Verant­wortung nehmen wir sehr ernst. Wir setzen auf eine verantwortungs­volle Unternehmens­führung, die Gesetze achtet, die unsere Reputation stärkt und die bei Aktionären, Kapital­markt, Kunden und Geschäfts­partnern, Mit­arbeitenden sowie der Öffent­lichkeit Vertrauen in Knorr‑Bremse schafft. Dabei müssen alle Ziel­setzungen und Aktivitäten stets mit unseren Unter­nehmens­werten vereinbar sein: Unternehmertum, Technologische Exzellenz, Zuverlässig­keit, Leiden­schaft und Verant­wortung. Diese Unternehmens­werte sind nach unserer Über­zeugung Grund­lage für lang­fristigen Erfolg.

Unsere Governance-Strukturen unter­stützen unseren Anspruch der verantwortungs­vollen Unternehmens­führung und sorgen für Transparenz sowie für klare Steuerung und Verantwort­lichkeiten. Sie umfassen das gesamte Leitungs- und Überwachungs­system des Unter­nehmens. Hierzu zählen Organisation, geschäfts­politische Grund­sätze, Leit­linien sowie interne und externe Steuerungs- und Über­wachungs­mechanismen von Knorr‑Bremse. Dabei folgen wir weitest­gehend den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex. Mehr Informationen zur Um­setzung der Empfehlungen durch Knorr‑Bremse finden Sie auf unserer Website (Corporate Governance) und in der Erklärung zur Unternehmensführung.

Integraler Bestandteil unseres unternehmerischen Handelns ist unser Nachhaltigkeitsanspruch. Die nachhaltige Ausrichtung der Unternehmensführung ist sowohl in der Unternehmensorganisation als auch über das Nachhaltigkeitsmanagement in den Verantwortlichkeiten und Geschäftsprozessen verankert (Nachhaltigkeitsmanagement). Zur Planung und Steuerung der nachhaltigen Ausrichtung von Knorr‑Bremse hat der Vorstand Leistungskennzahlen (KPIs) definiert. Ausgewählte KPIs sind als ESG-Kriterien mit dem neuen Vergütungssystem für die Managementlevels 0-2 (Vorstand, Geschäftsführung, regionale Geschäftsführer*innen, Bereichsleiter*innen) verlinkt. Im Geschäftsjahr 2022 erstmals umgesetzt, ist die kurzfristige variable Vergütung („Short Term Incentive“) zu 20 % an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu Klimaschutz und Arbeitssicherheit sowie an externe Nachhaltigkeitsratings geknüpft (Vergütungsbericht). Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der kurzfristigen variablen Vergütung soll analog der Managementlevels 0-2 auf weitere Führungsebenen ausgeweitet werden. Diese Verbindung von Vergütung und ESG-Kriterien wird den Nachhaltigkeitsgedanken im gesamten Management noch stärker verankern und damit auch im täglichen Handeln der Führungskräfte und der Gesamtbelegschaft.

Integrität und Compliance

Das Compliance-Management ist von unserem Anspruch geleitet, Gesetze, interne Regelungen und freiwillige Selbst­verpflichtungen stets einzuhalten. Denn nur als zuverlässiger Geschäfts­partner gewinnen wir jenes Vertrauen bei Mit­arbeitenden, Kunden und Geschäfts­partnern, das Voraus­setzung für ein nachhaltiges Unternehmens­wachstum und damit Shareholder Value ist. Deshalb legen wir größten Wert auf einen integren und verantwort­lichen Umgang mit unseren Stake­holdern. Die Bekämpfung von Korruption und Bestechung ist bei Knorr‑Bremse ein wichtiger Bestand­teil der Unternehmens­verantwortung und eines der zentralen Themen im Compliance-Management. Wir tolerieren keine Form der Korruption oder anderer unlauterer Geschäfts­praktiken und erwarten das ebenfalls von unseren Geschäfts­partnern. Interessen­konflikte, auch und vor allem im Umgang mit unseren Geschäfts­partnern, sind zu vermeiden. Ent­sprechende Compliance-Richt­linien haben wir etabliert.

Unsere Compliance-Vorgaben über die gesamte Wert­schöpfungs­kette sind in einem konzern­weiten Verhaltens­kodex nieder­gelegt. Auf Basis der Unternehmens­werte von Knorr‑Bremse und der Prinzipien des UN Global Compact definiert der Kodex die Grund­sätze für ein konzern­weit verantwortungs­volles geschäft­liches Ver­halten, welches das Verbot von Korruption in jeglicher Aus­prägung beinhaltet. Diese Handlungs­grundsätze und Regeln sind für alle Beschäftigten des Konzerns verbind­lich und Bestand­teil der schrift­lichen Arbeits­verträge neuer Mit­arbeiter*innen welt­weit. Diese Grund­sätze haben wir durch weitere konzern­weite Compliance-Richt­linien konkretisiert:

  • Umgang mit Geschenken und Einladungen
  • Spenden und Sponsoring
  • Korruptionsprävention
  • Interessenkonflikte
  • Überprüfung von Geschäftspartnern
  • Fairer Wettbewerb

Compliance-Vorgaben haben wir auch für unsere Lieferanten nieder­gelegt. Der konzern­weit gültige Knorr‑Bremse Verhaltenskodex für Lieferanten definiert unsere Ansprüche an eine verantwortungs­volle Zusammen­arbeit mit diesen. Der Kodex ist ein Beitrag zur Korruptions­bekämpfung und beinhaltet ein breites Themen­spektrum, darunter Menschen­rechte oder Umwelt­schutz (Nach­haltige Gestaltung der Liefer­kette).

Im Rahmen des Compliance Management Systems (CMS) werden relevante Compliance-Risiken erhoben und bewertet. Zentrales Ziel des CMS ist es, Compliance in den Geschäftsprozessen wirksam zu verankern. So wollen wir die Einhaltung der Gesetze und internen Regelungen durch die Mitarbeitenden sicherstellen, systematisches Fehlverhalten verhindern und Regelverstöße aufdecken und abstellen.

Als Schwerpunktthemen des CMS von Knorr‑Bremse sind Korruptionsprävention, die Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs sowie die Vermeidung von Interessenkonflikten definiert. Basis dieser Entscheidung ist eine Compliance-Risikoanalyse, die unter Einbeziehung ausgewählter Geschäftsbereiche und Märkte durchgeführt und im Jahr 2022 aktualisiert wurde. Im Rahmen eines weltweit angelegten Compliance Risk Assessment wurden anhand von Risikoszenarien mögliche Compliance-Risiken erhoben und bewertet. Zudem wurden die Compliance-Prozesse überprüft und die Art und Weise ihrer Umsetzung regional festgehalten. Die Bewertung erfolgte für rund 50 Knorr‑Bremse Gesellschaften, die über 80 % des jährlichen Umsatzes der Knorr‑Bremse AG abdecken.

Compliance-Organisation ausgebaut

Der Chief Compliance Officer (CCO) verant­wortet die Implementierung des CMS mit Aus­nahme des Kartell- und Wettbewerbs­rechts, bei dem das CMS vom Bereich Recht verantwortet wird. Der CCO berichtet an das Vorstands­mitglied verantwortlich für Integrität, Recht und Personal. Compliance-Themen sind zudem ein regel­mäßiger Tages­ordnungs­punkt in den Vorstands­sitzungen. Auch der Aufsichts­rat und der Prüfungs­ausschuss werden regel­mäßig über den Stand des CMS informiert. Gemein­sam mit den globalen Verantwortlichen der Knorr‑Bremse Abteilungen Controlling, Human Resources, Accounting, Legal und Internal Audit ist der CCO Mitglied des Compliance Committee. Das Compliance Committee berät über die Initiativen und Strategien zur Weiter­entwicklung des CMS, über aktuelle Compliance-Themen und über Schwer­punkte bei den Compliance-Aktivitäten. In den Knorr‑Bremse Regionen übernehmen Regional Compliance Officer die Beratung und Schulung von Mitarbeitenden, die Bearbeitung von Compliance-Fällen und die Identifikation lokaler Risiken. 2022 wurde die Compliance-Organisation personell weiter ausgebaut. Die Geschäfts­aktivitäten in China, Indien, Südafrika und in den USA werden nun jeweils von haupt­amtlichen Compliance-Verantwortlichen betreut. Nahezu allen Knorr‑Bremse Gesell­schaften sind zusätzlich lokale Compliance Officer zugewiesen, die in die örtliche Umsetzung des Compliance Management Systems eingebunden sind.

Die interne Konzern­revision unterstützt den Vorstand in seiner Über­wachungs­funktion durch unabhängige und objektive Prüfungs­handlungen. Diese sind darauf ausgerichtet, Geschäfts­prozesse zu verbessern und eventuelle Verstöße gegen interne Richt­linien und Regeln sowie Gesetze aufzudecken. Zur Über­prüfung der Ein­haltung der Compliance-Richtlinien dient zusätzlich das interne Kontroll­system (IKS), das wir 2022 um weitere Compliance-spezifische Kontrollen ergänzt haben. Knorr‑Bremse Stand­orte müssen mit Stich­proben nachweisen, dass sie die Richtlinien­vorgaben effektiv umsetzen. Zudem wurde 2022 mit den Vorbereitungen für eine Auditierung des Compliance Management Systems im Jahr 2023 hinsichtlich Angemessen­heit und Wirk­samkeit begonnen.

Etabliertes Beschwerdemanagement

Hinweise auf einen möglichen Compliance-Verstoß können Mitarbeitende, Geschäfts­partner und externe Personen an die Compliance-Organisation melden: via E-Mail, direkt über die Compliance-Organisation oder online über ein unabhängiges und anonymes Hinweisgeber­system. Dieses welt­weit zugängliche Portal eines externen Dienst­leisters ermöglicht Hinweise zu etwaigen Compliance-Verstößen in 31 Ländern und 20 Sprachen (Knorr‑Bremse Compliance). Bei internen Informations- und Trainings­veranstaltungen und im konzern­weiten Intranet wird auf das System verwiesen. Zusätzlich dient das Incident Notification and Alarm Services (INAS)-System der personalisierten Meldung von zeit- und sicherheits­kritischen Ereignissen aus den Bereichen Compliance, Datenschutz, Informations­sicherheit und Konzern­sicherheit. Kritisch einzustufende Ereignisse erreichen über das System unmittelbar den zuständigen Konzern­bereich.

Das Hinweis­gebersystem wird ab 2023 durch die Beauftragung einer externen Ombuds­stelle erweitert, die als zusätzliche Anlauf­stelle Hinweise und Beschwerden entgegen­nehmen und an uns weiterleiten wird.

  • Beschwerde
  • Eingangskontrolle
  • Bewertung
  • Interne Untersuchung
  • Abhilfemaßnahmen und Ursachenforschung
  • Beschwerde
  • Hinweisgeber*in wird auf mutmaßlich meldewürdige Handlung aufmerksam

    Hinweis geht über verschiedene Meldewege ein – bei Wunsch auch anonym

  • Eingangskontrolle
    • Klärung offener Punkte und Erörterung mit den Hinweisgebern (soweit möglich)
    • Klärung, ob unmittelbare Abhilfe möglich ist
    • Klärung der internen Zuständigkeiten

    Interne Weitergabe
    Beschwerde wird an die zuständige Stelle im Konzern weitergeleitet

  • Bewertung
  • Bewertung durch zuständige Stelle
    • Inhaltliche Prüfung des Hinweises und des Schadenspotenzials
    • Erörterung mit den Hinweisgebern, soweit möglich
    • Erörterung mit sonstigen Beteiligten
    • Vorschlag zum weiteren Vorgehen
    Entscheidung über Untersuchung
    • Hinweis ist schlüssig
    • Der Sachverhalt kann mit den verfügbaren Mitteln in rechtskonformer Weise aufgeklärt werden
  • Interne Untersuchung
  • Untersuchung
    • Interviews, Durchsicht von Unterlagen, Ortstermine etc.
    • Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen

    Die Geschäftsleitung entscheidet über Sanktionen und Abhilfemaßnahmen

  • Abhilfemaßnahmen und Ursachenforschung
  • Abhilfe, z. B.
    • Disziplinarmaßnahmen
    • Anpassung von Prozessen
    • Training & Kommunikation
    • Wiedergutmachung und Schadenersatz
    • Anpassung der Risikoanalyse

    Umsetzung durch die lokale Geschäftsleitung bzw. zuständige Stelle

    Im Jahr 2022 hat der Vorstand ferner eine neue Verfahrens­ordnung zum Umgang mit Hinweisen und Beschwerden beschlossen. Diese regelt den Verfahrens­ablauf, die Zuständig­keiten sowie die Rechte der Hinweisgeber*innen und der betroffenen Personen. Wesentliche Grund­sätze sind dabei der Schutz von Hinweisgeber*innen vor Benachteiligungen, die Fairness und Vertraulich­keit des Verfahrens, die Unabhängig­keit der Ermittlungen sowie die Wahrung des Daten­schutzes. Wir gehen jeder Verdachts­meldung nach bzw. leiten diese an die zuständigen Fach­bereiche zur weiteren Aufklärung weiter. Erhärtet sich der Anfangs­verdacht, werden Unter­suchungen durchgeführt. Fest­gestelltes Fehl­verhalten wird sanktioniert.

    Im Berichts­jahr wurden konzern­weit 90 Meldungen über das Hinweisgeber­system erfasst (2021: 45, 2020: 21). Das Melde­aufkommen hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr ver­doppelt. 29 der Meldungen (2021: 10, 2020: 6) betrafen Hinweise auf Diskriminierung oder andere arbeits­rechtliche Themen (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte). Neun Meldungen (2021: 2, 2020: 6) betrafen Hinweise auf Korruption. In drei Fällen wurden die Hinweise nicht bestätigt, in den übrigen sechs Fällen laufen die Unter­suchungen noch. Gerichts­verfahren, Verurteilungen oder Bußgelder wegen Korruptions­delikten gab es im Berichts­zeitraum nicht. In einem vor dem Berichts­zeitraum intern gemeldeten Fall wurden 2022 personelle Maßnahmen getroffen und die Anstellungs­verhältnisse von zwei Beschäftigten beendet.

    Prävention durch Schulungen und Kommunikation

    Zur Prävention von Compliance-Verstößen setzt Knorr‑Bremse auf transparente Kommunikation und die Schulung von Mitarbeitenden. Der Vorstand hat im Berichts­jahr im Intranet sowie auf verschiedenen Führungs­kräfte­veranstaltungen und Betriebs­versammlungen seine Haltung zu integrem Verhalten bekräftigt und seine Erwartungen an Führungs­kräfte und Beschäftigte deutlich gemacht.

    Ein welt­weites E-Learning zu unserem Verhaltens­kodex ist in 13 Sprachen verfügbar und muss ver­pflichtend alle zwei Jahre online absolviert werden. Daneben wurde 2022 ein weiteres E-Learning zum Thema Korruptions­prävention aus­gerollt, das sich gezielt an Beschäftigte im Ein­kauf und im Ver­trieb sowie an Führungs­kräfte richtet. Auch dieses Training muss alle zwei Jahre wieder­holt werden. Im Dezember 2022 besaßen rund 96 % (2021: 97,5 %, 2020: >95 %) der 17.270 Mitarbeitenden mit Zugang zu E-Learning-Platt­formen (ca. 55 % der gesamten Beleg­schaft) ein gültiges Zertifikat für das Training zum Verhaltens­kodex. Für das Anti-Korruptions­training waren 3.770 Beschäftigte ein­geschrieben, davon haben 95 % bis Ende Dezember 2022 ein gültiges Zertifikat erworben.

    Neben den E-Learnings finden thematisch zielgruppen­adäquate Präsenz­veranstaltungen für Mitarbeitende zu spezifischen Compliance-Inhalten und unseren Richt­linien statt. 2022 wurden weltweit 64 Compliance-Schulungen abgehalten (2021: 25).

    Management von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen

    Als global aufgestellter und international tätiger Konzern ergeben sich für Knorr‑Bremse in seiner unternehmerischen Tätig­keit Risiken wie Chancen. Ziel des Risiko­managements ist es, Risiken konzern­weit zu identifizieren und ihre potenziellen Folgen auf die erwartete wirt­schaftliche Lage des Konzerns zu minimieren. In gleichem Maße sollen Chancen proaktiv genutzt werden, um den Unternehmens­wert zu steigern.

    Risikomanagement

    Das Risikomanagementsystem ist in einer Konzernrichtlinie verankert, in der Verantwortlichkeiten und Berichtsstrukturen umfassend definiert sind. Die Prozesse des Risikomanagements folgen den Abläufen der Knorr‑Bremse Unternehmensorganisation.

    Knorr‑Bremse ermutigt alle Beschäftigten zur proaktiven Meldung von Risiken und fordert zum verantwortungsvollen Umgang mit diesen auf. In einem vierteljährlichen Turnus findet eine weltweite Risikoinventur statt, die alle Konzerngesellschaften miteinbezieht. Damit Risiken von erheblicher Bedeutung frühestmöglich erkannt werden, gibt es über die regelmäßigen Berichtsperioden hinaus zusätzlich einen internen Ad-hoc-Meldeprozess. Der Vorstand des Knorr‑Bremse Konzerns erhält quartalsweise einen Bericht über die Entwicklung der Chancen- und Risikosituation, dazugehörige Details werden in der jeweiligen Vorstandssitzung erläutert. Der Aufsichtsrat beschäftigt sich turnusmäßig mindestens einmal im Jahr detailliert mit dem Risikobericht, bei Bedarf auch ad hoc.

    Das im Konzern etablierte Risikomanagement­system unterliegt einer kontinuierlichen Weiter­entwicklung mit Anpassungen an interne und externe Anforderungen. Unser Risiko­management­system beinhaltet die Risiko­kategorie „Nachhaltig­keit“. Diese umfasst Risiken in Zusammenhang mit Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Schutz der Menschenrechte.

    Die Risiken zum Umwelt- und Klimaschutz betreffen beispiels­weise steigende Energie- und Material­kosten durch verschärfte Umwelt­auflagen oder die zunehmende Bepreisung von CO2-Emissionen auf dem Weg zu einer dekarbonisierten Wirtschaft. Die Erfüllung von ESG-Anforderungen wird künftig einen immer stärkeren Einfluss auf die Finanzierung des Knorr‑Bremse Konzerns haben. Darüber hinaus kann der Klima­wandel die Liefer­ketten stören und die Material­eigenschaften, die für die Produkt­qualität relevant sind, beeinflussen. Mit diesen Risiken setzen wir uns früh­zeitig auseinander, um in allen Bereichen adäquat und mit geeigneten Maß­nahmen darauf reagieren zu können. Risiken, die sich aus dem Inkrafttreten des Liefer­ketten­sorgfalts­pflichten­gesetzes ergeben könnten, begegnen wir mit noch stärkerer Integration von menschen­rechtlicher Sorgfalt in unsere operativen Prozesse, um menschen­rechtliche Risiken zu minimieren und negative Aus­wirkungen unserer Geschäfts­tätigkeiten zu verhindern. Dafür nutzen wir auch die Ergebnisse der menschen­rechtlichen Risiko­analysen und eingehende Hinweise zu potenziellen Menschenrechts­verletzungen (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte).

    Neben den Risiken der Kategorie „Nachhaltigkeit“ veröffentlichen wir ergänzende Erläuterungen zu weiteren Risikokategorien wie „Compliance“, „Personal“ oder „IT-Systeme & IT-Sicherheit“. Diese und weitere wesentliche Risikobeschreibungen sowie eine ausführliche Erläuterung unseres Risikomanagementsystems finden sich in unserem Risiko-, Chancen- und Prognosebericht.

    TCFD-Berichterstattung

    Zur transparenten Darstellung unserer unternehmerischen Klimarisiken und -chancen berichten wir seit 2021 gemäß den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Eine Referenztabelle entsprechend dem Status unserer klimabezogenen Berichterstattung nach den Bereichen Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele finden Sie im Anhang (TCFD-Tabelle).

    Chancenmanagement

    Das Chancenmanagement­system von Knorr‑Bremse folgt den Prozessen des Risikomanagement­systems. Die Bericht­erstattung der Chancen erfolgt dabei neben regelmäßigen Management-Reviews ebenfalls im Rahmen des viertel­jährlichen Risiko- und Chancenberichts.

    Neben den Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung und Mobilität eröffnet auch der Megatrend Nachhaltig­keit wichtige strategische Chancen für Knorr‑Bremse:

    Knorr‑Bremse profitiert von den Chancen eines Ausbaus des Schienen­verkehrs im Zuge der Klimaschutz­anstrengungen von Städten, Ländern und Staaten. Elektrifizierung und andere energie- und umwelt­freundliche Lösungen ergeben sich aus einem steigenden öffentlichen Bewusst­sein hinsichtlich Energie­effizienz sowie verstärkten staatlichen Maßnahmen im Energie­bereich, wie strengeren Emissions­vorschriften. Konsequentes EcoDesign unserer Produkte trägt zu einem reduzierten CO2-Fußabdruck und einem energie­effizienteren Verkehr bei.

    Weiterführende Informationen zu unserem Chancen­management­system finden sich ebenfalls in unserem Risiko-, Chancen- und Prognosebericht.

    Nachhaltige Unternehmensfinanzierung

    Als Akteur am Kapitalmarkt schreibt Knorr‑Bremse der Orientierung an ESG-Kriterien eine wachsende Bedeutung zu. Mittels ESG-Kriterien messen Finanzmarktakteure Unternehmensleistungen im Bereich Nachhaltigkeit und nutzen die Erkenntnisse als Kriterien für Investitionsentscheidungen. Zahlreiche Gespräche mit Investoren und Ratingagenturen (Stakeholder Management) im Jahr 2022 haben das steigende Interesse des Kapitalmarkts an Nachhaltigkeitsthemen bei Knorr‑Bremse verdeutlicht. Bereits heute ist Knorr‑Bremse vielfach überdurchschnittlich für seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewertet (Nachhaltigkeitsratings und -rankings).

    Die Integration der Nachhaltigkeitsziele in Finanzierungsinstrumente wird von Knorr‑Bremse weltweit vorangetrieben. Sie ist aus unserer Sicht ein deutliches Zeichen für die Bedeutung wirksamer Nachhaltigkeitsmaßnahmen für den Unternehmenserfolg. Der Anteil an Finanzierungen, die an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt sind, beträgt bei Knorr‑Bremse etwas über 40 % und bei langfristigen Kapitalmarkt-Finanzierungsinstrumenten rund 70 %.

    70 %
    der von Knorr‑Bremse genutzten langfristigen Kapitalmarkt-Finanzierungsinstrumente sind an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt

    Seit Januar 2022 läuft eine Konsortial­finanzierung mit einer Kredit­linie über € 750 Mio., deren Verzinsung mit unserer Nachhaltigkeits­bewertung von ISS Corporate Solutions verknüpft ist. Im September 2022 platzierte Knorr‑Bremse seine erste nachhaltigkeitsgekoppelte Anleihe (Sustainability Linked Bond) am europäischen Fremd­kapital­markt in Höhe von € 700 Mio. Wesentlicher Bestandteil ist die Verpflichtung, ein Scope-3-Ziel nach den internationalen Standards der Science-Based Target Initiative (SBTi) zu definieren (Klimaschutz).

    Ebenfalls im Berichts­jahr gestaltete Knorr‑Bremse sein Supplier Early Payment Program nachhaltiger: Das in Zusammen­arbeit mit der Deutschen Bank umgesetzte Sustainability-linked Supply Chain Finance Program (SSCF) ist jetzt an die ESG-Bewertung von Lieferanten gekoppelt. Damit ist das globale SSCF ein wichtiges Instrument, um mehr Lieferanten zur Verbesserung ihrer ESG-Maßnahmen zu ermutigen. Hierbei steht das Programm beispielhaft für unsere Haltung: Nur indem wir ESG entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben, werden wir eine konsequente nachhaltige Transformation verwirklichen können.

    EU-Taxonomie

    Mit der EU-Taxonomie wurde ein Klassifizierungs­system für nachhaltige Wirtschafts­tätigkeiten ein­geführt. Sie zielt darauf ab, Kapital­ströme in nach­haltige Unter­nehmen zu lenken, damit die Klima- und Energie­ziele der EU bis 2030 erreicht werden können. Produkte und Technologien von Knorr‑Bremse werden derzeit nur teil­weise in der EU-Taxonomie erfasst. Als taxonomie­fähig werden die Instand­haltung und Moderni­sierung von Systemen an elektri­fizierten Schienen­fahrzeugen sowie Aktivitäten im Bereich der Schienen­infrastruktur ausgewiesen. Die Her­stellung von Bau­teilen und Komponenten für Nutz- und Schienen­fahrzeuge fällt nicht in den Anwendungs­bereich der EU-Taxonomie1, welcher aktuell aus­schließ­lich die Aktivitäten der End­hersteller berück­sichtigt. Knorr‑Bremse unter­stützt eine Aus­weitung der EU-Taxonomie, damit künftig auch die Beiträge der Wertschöpfungs­kette erfasst werden.

    EU-Taxonomie-Bericht

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    Mit Ausnahme von Kiepe Electric, da sie als Fahrzeugendhersteller (elektrifiziert) fungiert.

    Lieferanten mit gutem ESG-Ranking erhalten bessere Finanzierungskonditionen

    Das Sustainability-linked Supply Chain Finance Program, das in Zusammen­arbeit mit der Deutschen Bank um­gesetzt wird, macht ein ESG-Rating für Lieferanten besonders attraktiv. Diese erhalten früher ihr Geld, indem die Bank den Zeit­raum bis zur Rechnungs­begleichung durch Knorr‑Bremse vor­finanziert und attraktive Zins­sätze gewährt. Die Finanzierungs­kosten für die Lieferanten orientieren sich an der Bonität von Knorr‑Bremse, was die Finanzierungs­kosten für die Lieferanten in der Regel reduziert. Durch die Auf­nahme von Nachhaltig­keits­komponenten in das Programm erhöhen sich diese finanziellen Vor­teile für die Liefe­ranten weiter: Wer nach­haltiger wirt­schaftet, wird mit noch besseren finanziellen Konditionen belohnt. Das führt zu einer Win-win-Situation: für unsere Lieferanten und für Knorr‑Bremse.

    Datenschutz und Informationssicherheit

    Knorr‑Bremse sieht die Digitalisierung als Chance für effiziente interne Prozesse sowie neue Geschäfts­felder. Zugleich gilt es, verantwortungs­voll mit den Informationen umzugehen: Geistiges Eigen­tum und Geschäfts­geheimnisse schützen wir mittels Informations­schutzmaßnahmen, personen­bezogene Daten sichern wir durch umfassende Datenschutz­aktivitäten.

    Datenschutz

    Die Verarbeitung personen­bezogener Daten ist ein fester Bestandteil der zu­nehmen­den Digitalisierung. Auch für Knorr‑Bremse ist der Schutz solch sensibler Daten eine wichtige Voraus­setzung bei der Eröffnung neuer Geschäfts­felder und im Umgang mit unseren internen und externen Stakeholdern. Zahlreiche gesetzliche Anforderungen, insbesondere die EU-Datenschutz­grundverordnung, bilden dabei den Rahmen für unser Handeln.

    Knorr‑Bremse hat daher 2018 eine Datenschutz­organisation aufgebaut. Sie wird geleitet von der Konzern­datenschutz­beauftragten, die von Datenschutz­managern in den Divisionen und an den weltweiten Stand­orten unter­stützt wird. Daten­schutz­koordinatoren in den zentralen Fach­bereichen fungieren zusätzlich als Ansprech­partner und Multiplikatoren für den Daten­schutz. Im Jahr 2022 wurde zudem ein Daten­schutz­board installiert, das über die Aus­richtung des Knorr‑Bremse Daten­schutz­management­systems ent­scheidet und dessen kontinuierliche Weiter­entwicklung überwacht. Das Daten­schutz­board ist mit Vertreter*innen aus Vorstand und Divisions­geschäfts­führungen sowie IT und HR besetzt.

    Unsere Konzern­richtlinie zum Daten­schutz ist die Grund­lage für alle Daten­schutz­maßnahmen im Unter­nehmen und stellt verbindliche Vorgaben und Prozesse zur Umsetzung der gesetz­lichen Anforderungen auf. Darüber hinaus ist der Schutz der Persönlichkeits­rechte und Privat­sphäre einer bzw. eines jeden Einzelnen wichtiger Bestand­teil unserer internen Verhaltens­richtlinien (Code of Conduct).

    Unsere Datenschutzmaßnahmen

    • Durch E-Learnings und Präsenzschulungen werden unsere Mitarbeitenden mit den datenschutzrechtlichen Anforderungen vertraut gemacht und im sorgfältigen Umgang mit personenbezogenen Daten unterwiesen.
    • Datenverarbeitungen werden über ein global verfügbares IT-Tool durch die Datenschutzorganisation geprüft und dokumentiert (Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten).
    • Ein zentrales Meldesystem für Datenschutz- und Sicherheitsvorfälle stellt sicher, dass Datenschutzvorfälle schnell und ohne Umwege an die Datenschutzorganisation gemeldet und adressiert werden können.
    • Datenschutzverletzungen können von Mitarbeitenden oder externen Stakeholdern jederzeit über das Compliance-Hinweisgebersystem anonym oder personalisiert mitgeteilt werden. In diesem Fall greift der etablierte Prozess zur Klärung der Sachverhalte (Integrität und Compliance).

    Informationssicherheit

    Der Bereich Informations­sicherheit gewähr­leistet die ausnahms­lose Ein­haltung der drei zentralen Informations­werte Vertraulich­keit, Verfügbar­keit und Integrität für all unsere Daten. Der Bereich wird durch den Corporate Information Security Officer geleitet und durch ein Corporate Security Board gesteuert. Diesem Board gehören neben dem verantwortlichen Vorstand auch Geschäfts­führer der beiden Geschäfts­divisionen sowie der Chief Information Officer an.

    Der Reifegrad der Steuerungs­prozesse wurde in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Zum einen mit einer über­arbeiteten konzern­weiten Richt­linie für Informations­sicherheit, die sich an der internationalen Norm für die Sicher­heit von Informationen und Werten ISO/IEC 27001 orientiert. Hinzu kommen interne Vorgaben, die den gesetz­lichen Anforderungen des jeweiligen Stand­orts gerecht werden. Des Weiteren haben wir einen Prozess für Audits und Risiko­management neu eingeführt.

    Bei Projekten im operativen Bereich liegt der Haupt­fokus auf dem präventiven Schutz der IT-Infra­struktur von Knorr‑Bremse durch konzern­weit implementierte IT-Sicherheits­lösungen.

    Schutz digitalisierter Produkte

    Produkte und Dienst­leistungen von Knorr‑Bremse unter­stützen unsere Kunden im digitalen Zeit­alter und fördern nach­haltige Mobilität. Beispiele für neue, digitalisierte Geschäfts­felder sind die zustands­basierte Wartung (Condition-Based Maintenance) im Bereich der Schienen­fahrzeuge sowie das hoch­automatisierte oder autonome Fahren in der Division Nutz­fahrzeuge.

    Im Rahmen dieser Portfolio­entwicklung spielen auch der Daten­schutz und die Informations­sicherheit (in diesem Zusammen­hang oft als Cybersecurity bezeichnet) eine zunehmend wichtigere Rolle. Daher berück­sichtigt Knorr‑Bremse die datenschutz­rechtlichen Anforderungen bereits bei der Produkt­entwicklung (Privacy by Design).

    Im Bereich der Informations­sicherheit stellen dezidierte Organisations­einheiten und Teams in beiden Divisionen sicher, dass Cyber­security-Aspekte in den Prozessen der Produkt­entwicklung bzw. in Kunden­projekten fest integriert sind.

    Kompetenzzentrum Cybersecurity

    Die Digitalisierung ermöglicht neben intelligenten Transportlösungen auch die vorausschauende Wartung oder Assistenzsysteme für den automatisierten Zugbetrieb. Das Knorr‑Bremse Rail-Kompetenzzentrum Cybersecurity entwickelt Lösungen, die aktuelle und künftige digitalisierte Produkte und Systeme gegen Attacken widerstandsfähig machen und sie davor schützen. Das Kompetenzzentrum ist in die Abteilung Digital Products & Services eingegliedert, deren Expertise die Digitalisierung von Knorr‑Bremse Produkten ist. Dabei legen die Sicherheitsexperten ein besonderes Augenmerk auf „Security by Design“, das heißt in Geräte eingebaute Schutzmaßnahmen („Defense in Depth“-Konzept). Denn eine Sicherung der Netzwerk-Außengrenzen ist längst nicht mehr ausreichend. Eine zusätzliche Option ist die „Endpoint Protection“ der Systeme: Fest eingebaute Computerchips chiffrieren wichtige Daten und überprüfen die Identität und Integrität einer Software. Diese fälschungssichere digitale Identität will Knorr‑Bremse in absehbarer Zukunft in vielen seiner Geräte einsetzen. Die nötige „Public Key Infrastructure“ (PKI) zur Verwaltung dieser Sicherheitszertifikate wurde aufgebaut. Weiterführend treibt das Kompetenzzentrum die Entwicklung einer modernen und agilen Plattform zur Identifizierung und Behebung von Schwachstellen in der Cybersecurity voran.

    Nachhaltige Gestaltung der Lieferkette

    Zu unserem Selbstverständnis als nachhaltiges Unternehmen gehört es, Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette zu übernehmen. Der strategische Einkauf schafft dabei mit der Auswahl der Lieferanten und Materialien die Grundlage für nachhaltige, zuverlässige und sichere Produkte von Knorr‑Bremse.

    Als global aufgestellter Konzern arbeiten wir mit einer Vielzahl von überwiegend lokalen Lieferanten zusammen. Aktuell beziehen wir jährlich Produkte und Dienstleistungen von rund 30.500 Lieferanten aus über 70 Ländern. Darunter finden sich rund 7.000 Fertigungs- und Produktionspartner von Teilen, Komponenten und Materialien für unsere Produkte, sie allein stehen für 74 % der Beschaffungsausgaben. Die georderten Produkte beinhalten vor allem Metalle, Reibungskomponenten, Elektronikbauteile und Kunststoffe. Der Anteil an von uns eingekauften Rohmaterialien ist dabei gering.

    Herkunftsregionen des Einkaufsvolumens

    Wir sind uns bewusst, dass die Lieferantenauswahl von Knorr‑Bremse sich erheblich auf Umwelt und Gesellschaft in den Produktionsländern auswirkt. Deshalb verlangen wir von unseren Lieferanten die Einhaltung unserer hohen Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette. Denn lieferantenseitige Verstöße könnten für Knorr‑Bremse, seine Kunden und Investoren Reputations- und Kostenrisiken mit sich bringen.

    Die Knorr‑Bremse Strategie für nach­haltige Beschaffung ist konzern­weit in die Einkaufs­prozesse ein­gebettet. Zuständig für die Umsetzung der nach­haltigen Beschaffung sind die Einkaufs­verantwortlichen für direkte und indirekte Materialien. Die Einhaltung und Optimierung von Nachhaltigkeits­standards in der Liefer­kette werden durch Expert*innen auf Konzern­ebene unter­stützt. Das Sustainable Purchasing Steering Committee diskutiert und ent­scheidet mehrmals jährlich über strategische und aktuelle Nachhaltigkeits­themen; es besteht aus den Verantwortlichen für die welt­weiten Einkaufs­bereiche von Knorr‑Bremse und Vertretern der Nachhaltigkeits­abteilung. Um unseren Nachhaltigkeits­anspruch in internen Beschaffungs­prozessen umzusetzen, stellen wir Prozess­beschreibungen und Leit­fäden bereit. Diese geben einen Über­blick über die Nachhaltigkeits­kriterien und Management­ansätze, die in die globalen Einkaufs­abläufe einzu­beziehen sind. Interne Richt­linien konkretisieren, inwieweit Nachhaltigkeits­aspekte in den Einkaufs­entscheidungen bestimmter Waren­gruppen zu berück­sichtigen sind, dazu zählen erneuer­bare Energien, Dienst­reisen oder energie­effiziente Produkte, Aus­rüstungen und Dienst­leistungen. Im Rahmen unseres EcoDesign-Ansatzes arbeiten wir daran, Nachhaltigkeits­anforderungen in den Material­spezifikationen von uns erworbener Produkte und Fertig­teile umzu­setzen. Dabei leitet uns die Richt­linie „EcoDesign Standard on Hazardous Substances in Products“ der Division RVS (Ökologisches Produktdesign).

    Weitere Informationen zu Klimaschutz in der Lieferkette sowie zur Wahrung der Menschenrechte in der Lieferkette finden Sie hier:

    Direkter und indirekter Einkauf

    Die Einkaufs­organisation bei Knorr‑Bremse besteht aus einem jeweils divisional gesteuerten, globalen direkten Einkauf und dem divisions­übergreifend global zuständigen indirekten Einkauf. Der direkte Einkauf bezieht Produktions­materialien (direkte Materialien). Darunter fallen alle fremd­bezogenen Roh­materialien, Artikel oder Komponenten, die direkt oder indirekt als Teil unserer Produkte an unsere Kunden geliefert werden. Der indirekte Einkauf sorgt für die Bereit­stellung von Nicht­produktions­materialien (indirekte Materialien) und Dienst­leistungen, die nicht integraler Bestand­teil der Knorr‑Bremse Produkte sind, sondern die interne Organisation indirekt unter­stützen.

    Nachhaltigkeit in der Lieferantenbeziehung

    Zur Implementierung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette setzen wir auf drei Säulen: von der Festlegung unserer Nachhaltigkeitsanforderungen über deren Bewertung und Überprüfung bis hin zur Qualifizierung von Lieferanten und Einkäufern.

    Ein Themenschwerpunkt im Jahr 2022 waren vorbereitende Maßnahmen zur Ein­haltung des deutschen Liefer­ketten­sorgfalts­pflichten­gesetzes. Wir nahmen eine umfassende Risiko­bewertung unserer Liefer­kette und eine Über­prüfung unserer Prozesse vor (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte). Auf dieser Grundlage legen wir Maßnahmen fest, um Nachhaltigkeits­kriterien noch stärker in die Einkaufs­entscheidungen zu integrieren, die Transparenz in der Liefer­kette zu erhöhen und die Praktiken unserer Lieferanten in Bezug auf die Achtung der Menschen­rechte und auf Umwelt­fragen zu verbessern.

    Umgang mit Konfliktmineralien

    Als Hersteller von Bremsen und weiteren Systemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge sind wir uns unserer Verantwortung für die nachhaltige Beschaffung unserer Rohmaterialien bewusst. Dies betrifft allen voran die Beschaffung von Mineralien aus Konflikt- oder Hochrisikogebieten, den sogenannten Konfliktmineralien. Diese werden zum Teil in konfliktbehafteten Regionen abgebaut und zur Finanzierung bewaffneter Konflikte genutzt. Zu ihnen zählen Zinn, Tantal, Wolfram und Gold („3TG“). Zum Schutz der Menschenrechte im Bereich der Konfliktmineralien haben wir einen Due-Diligence-Prozess eingeführt. Transparenz im Beschaffungsprozess der Konfliktmineralien schaffen wir, indem wir der Empfehlung der Responsible Minerals Initiative folgen. Zentrale Instrumente für das Management und Reporting von Konfliktmineralien sind die unternehmensweit verbindliche Conflict Minerals Policy sowie Lieferantenabfragen. In einer jährlichen Abfrage fordern wir von direkten Zulieferern mit 3TG-Relevanz mittels des Conflict Minerals Reporting Template (CMRT) Informationen zur Herkunft der verwendeten Mineralien. In unserer letzten Abfrage wurden 24 (2021: 6, 2020: 5) kritisch einzustufende Schmelzen identifiziert. Diesen verdeutlicht Knorr‑Bremse im Rahmen der Joined Smelter Outreach Initiative die Wichtigkeit unabhängiger Audits, damit deren Beschaffungsprozess als konfliktfrei und verantwortungsvoll nachvollzogen werden kann. Diese Sorgfaltsprüfung wird in Partnerschaft mit anderen Unternehmen durchgeführt, die gleiche Verpflichtungen wie Knorr‑Bremse haben. Um die Sorgfaltspflicht in der Kobalt- und Glimmer-Lieferkette zu gewährleisten, haben wir begonnen, Informationen mithilfe des Extended Minerals Reporting Template (EMRT) zu sammeln. 2.301 Lieferanten wurden Ende 2022 dazu aufgefordert, den Fragebogen bis Mitte 2023 zu beantworten.

    Railsponsible – Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette

    Die Initiative Railsponsible mit 15 Mitgliedern wurde Anfang 2015 von einer Reihe nam­hafter euro­päischer Bahn­unternehmen, da­runter auch die Division RVS von Knorr‑Bremse, mit dem Ziel ge­gründet, eine nach­haltige Be­schaf­fung in der Bahn­industrie zu eta­blieren. Die Ziel­setzung von Railsponsible ist es, die Kunden und Lieferanten der Bahn­industrie zu ethischem und sozial verant­wortlichem Handeln sowie zu verantwortungs­vollen Geschäfts- und Umwelt­praktiken zu bewegen. Knorr‑Bremse hat derzeit den Vorsitz der Arbeits­gruppe „Ver­antwortungs­volle Beschaffung“ inne. Im Mittel­punkt steht dabei die Ver­mittlung von fundiertem Wissen an Mit­glieder und Lieferanten über nach­haltiges Einkaufs­verhalten, trans­parente Geschäfts­prozesse und die Weiter­ent­wicklung von Lieferanten. Zu den Instrumenten und Maß­nahmen gehören u. a. ent­sprechende Einkaufs­richt­linien, die Ein­führung von Nach­haltig­keits­audits und Lieferanten­schulungen.

    Reporting von Konfliktmineralien

    20221 20212 2020
    Zur CMRT-Abfrage eingeladene Lieferanten Anzahl 2.301 2.449 1.517
    Beantwortungsrate der angefragten Lieferanten % 51 62 62
    1
    Die Zahlen beziehen sich auf den Anteil an Lieferanten, die im Zeitraum der Datenerhebung eine gültige Antwort abgegeben haben. Sie bilden die Antwortquote für den Berichtszeitraum Juli 2022 bis April 2023 ab. Bei Redaktionsschluss für den vorliegenden Nachhaltigkeitsbericht war die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen. Das endgültige Ergebnis wird im nächsten Berichtszeitraum veröffentlicht. Der nichtfinanzielle Bericht für 2022 betrachtet lediglich den Zeitraum zwischen Juni und Dezember, sodass abweichende Zahlen abgebildet sind.
    2
    Im Nachhaltigkeitsbericht 2021 wurde eine Beantwortungsrate von 45 % angegeben. Es handelt sich bei dem Wert um das Zwischenergebnis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts.