Die Corporate Governance von Knorr‑Bremse verfolgt ausnahmslos verantwortungsvolle Geschäftspraktiken und Grundsätze. Nachhaltigkeitsaspekte integrieren wir verstärkt und kontinuierlich in die Organisation und Geschäftsprozesse. Das gilt für die Unternehmensfinanzierung ebenso wie für die Gestaltung der Lieferkette. Besonders wichtig ist uns darüber hinaus ein vorausschauendes Risiko- und Chancenmanagement, da es für das Unternehmen zukunftssichernde Erkenntnisse bringen kann.
Knorr‑Bremse antwortet auf Industrietrends wie Vernetzung, E-Mobilität und Nachhaltigkeit mit innovativen und nachhaltigen Systemlösungen. Als eine treibende Kraft können wir so unsere weltweiten Kunden der Schienen- und Nutzfahrzeugindustrie bei der Gestaltung ihrer nachhaltigen Mobilitätslösungen und ihrer digitalen Transformation unterstützen. Unsere Systeme für den zuverlässigen, sicheren und effizienten Waren- und Personentransport sollen damit sowohl einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen als auch einen positiven Gesellschaftsbeitrag leisten.
Die mit unserem Unternehmertum einhergehende Verantwortung nehmen wir sehr ernst. Wir setzen auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, die Gesetze achtet, die unsere Reputation stärkt und die bei Aktionären, Kapitalmarkt, Kunden und Geschäftspartnern, Mitarbeitenden sowie der Öffentlichkeit Vertrauen in Knorr‑Bremse schafft. Dabei müssen alle Zielsetzungen und Aktivitäten stets mit unseren Unternehmenswerten vereinbar sein: Unternehmertum, Technologische Exzellenz, Zuverlässigkeit, Leidenschaft und Verantwortung. Diese Unternehmenswerte sind nach unserer Überzeugung Grundlage für langfristigen Erfolg.
Unsere Governance-Strukturen unterstützen unseren Anspruch der verantwortungsvollen Unternehmensführung und sorgen für Transparenz sowie für klare Steuerung und Verantwortlichkeiten. Sie umfassen das gesamte Leitungs- und Überwachungssystem des Unternehmens. Hierzu zählen Organisation, geschäftspolitische Grundsätze, Leitlinien sowie interne und externe Steuerungs- und Überwachungsmechanismen von Knorr‑Bremse. Dabei folgen wir weitestgehend den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex. Mehr Informationen zur Umsetzung der Empfehlungen durch Knorr‑Bremse finden Sie auf unserer Website (Corporate Governance) und in der Erklärung zur Unternehmensführung.
Integraler Bestandteil unseres unternehmerischen Handelns ist unser Nachhaltigkeitsanspruch. Die nachhaltige Ausrichtung der Unternehmensführung ist sowohl in der Unternehmensorganisation als auch über das Nachhaltigkeitsmanagement in den Verantwortlichkeiten und Geschäftsprozessen verankert (Nachhaltigkeitsmanagement). Zur Planung und Steuerung der nachhaltigen Ausrichtung von Knorr‑Bremse hat der Vorstand Leistungskennzahlen (KPIs) definiert. Ausgewählte KPIs sind als ESG-Kriterien mit dem neuen Vergütungssystem für die Managementlevels 0-2 (Vorstand, Geschäftsführung, regionale Geschäftsführer*innen, Bereichsleiter*innen) verlinkt. Im Geschäftsjahr 2022 erstmals umgesetzt, ist die kurzfristige variable Vergütung („Short Term Incentive“) zu 20 % an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu Klimaschutz und Arbeitssicherheit sowie an externe Nachhaltigkeitsratings geknüpft (Vergütungsbericht). Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der kurzfristigen variablen Vergütung soll analog der Managementlevels 0-2 auf weitere Führungsebenen ausgeweitet werden. Diese Verbindung von Vergütung und ESG-Kriterien wird den Nachhaltigkeitsgedanken im gesamten Management noch stärker verankern und damit auch im täglichen Handeln der Führungskräfte und der Gesamtbelegschaft.
Das Compliance-Management ist von unserem Anspruch geleitet, Gesetze, interne Regelungen und freiwillige Selbstverpflichtungen stets einzuhalten. Denn nur als zuverlässiger Geschäftspartner gewinnen wir jenes Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kunden und Geschäftspartnern, das Voraussetzung für ein nachhaltiges Unternehmenswachstum und damit Shareholder Value ist. Deshalb legen wir größten Wert auf einen integren und verantwortlichen Umgang mit unseren Stakeholdern. Die Bekämpfung von Korruption und Bestechung ist bei Knorr‑Bremse ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensverantwortung und eines der zentralen Themen im Compliance-Management. Wir tolerieren keine Form der Korruption oder anderer unlauterer Geschäftspraktiken und erwarten das ebenfalls von unseren Geschäftspartnern. Interessenkonflikte, auch und vor allem im Umgang mit unseren Geschäftspartnern, sind zu vermeiden. Entsprechende Compliance-Richtlinien haben wir etabliert.
Unsere Compliance-Vorgaben über die gesamte Wertschöpfungskette sind in einem konzernweiten Verhaltenskodex niedergelegt. Auf Basis der Unternehmenswerte von Knorr‑Bremse und der Prinzipien des UN Global Compact definiert der Kodex die Grundsätze für ein konzernweit verantwortungsvolles geschäftliches Verhalten, welches das Verbot von Korruption in jeglicher Ausprägung beinhaltet. Diese Handlungsgrundsätze und Regeln sind für alle Beschäftigten des Konzerns verbindlich und Bestandteil der schriftlichen Arbeitsverträge neuer Mitarbeiter*innen weltweit. Diese Grundsätze haben wir durch weitere konzernweite Compliance-Richtlinien konkretisiert:
Compliance-Vorgaben haben wir auch für unsere Lieferanten niedergelegt. Der konzernweit gültige Knorr‑Bremse Verhaltenskodex für Lieferanten definiert unsere Ansprüche an eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit diesen. Der Kodex ist ein Beitrag zur Korruptionsbekämpfung und beinhaltet ein breites Themenspektrum, darunter Menschenrechte oder Umweltschutz (Nachhaltige Gestaltung der Lieferkette).
Im Rahmen des Compliance Management Systems (CMS) werden relevante Compliance-Risiken erhoben und bewertet. Zentrales Ziel des CMS ist es, Compliance in den Geschäftsprozessen wirksam zu verankern. So wollen wir die Einhaltung der Gesetze und internen Regelungen durch die Mitarbeitenden sicherstellen, systematisches Fehlverhalten verhindern und Regelverstöße aufdecken und abstellen.
Als Schwerpunktthemen des CMS von Knorr‑Bremse sind Korruptionsprävention, die Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs sowie die Vermeidung von Interessenkonflikten definiert. Basis dieser Entscheidung ist eine Compliance-Risikoanalyse, die unter Einbeziehung ausgewählter Geschäftsbereiche und Märkte durchgeführt und im Jahr 2022 aktualisiert wurde. Im Rahmen eines weltweit angelegten Compliance Risk Assessment wurden anhand von Risikoszenarien mögliche Compliance-Risiken erhoben und bewertet. Zudem wurden die Compliance-Prozesse überprüft und die Art und Weise ihrer Umsetzung regional festgehalten. Die Bewertung erfolgte für rund 50 Knorr‑Bremse Gesellschaften, die über 80 % des jährlichen Umsatzes der Knorr‑Bremse AG abdecken.
Der Chief Compliance Officer (CCO) verantwortet die Implementierung des CMS mit Ausnahme des Kartell- und Wettbewerbsrechts, bei dem das CMS vom Bereich Recht verantwortet wird. Der CCO berichtet an das Vorstandsmitglied verantwortlich für Integrität, Recht und Personal. Compliance-Themen sind zudem ein regelmäßiger Tagesordnungspunkt in den Vorstandssitzungen. Auch der Aufsichtsrat und der Prüfungsausschuss werden regelmäßig über den Stand des CMS informiert. Gemeinsam mit den globalen Verantwortlichen der Knorr‑Bremse Abteilungen Controlling, Human Resources, Accounting, Legal und Internal Audit ist der CCO Mitglied des Compliance Committee. Das Compliance Committee berät über die Initiativen und Strategien zur Weiterentwicklung des CMS, über aktuelle Compliance-Themen und über Schwerpunkte bei den Compliance-Aktivitäten. In den Knorr‑Bremse Regionen übernehmen Regional Compliance Officer die Beratung und Schulung von Mitarbeitenden, die Bearbeitung von Compliance-Fällen und die Identifikation lokaler Risiken. 2022 wurde die Compliance-Organisation personell weiter ausgebaut. Die Geschäftsaktivitäten in China, Indien, Südafrika und in den USA werden nun jeweils von hauptamtlichen Compliance-Verantwortlichen betreut. Nahezu allen Knorr‑Bremse Gesellschaften sind zusätzlich lokale Compliance Officer zugewiesen, die in die örtliche Umsetzung des Compliance Management Systems eingebunden sind.
Die interne Konzernrevision unterstützt den Vorstand in seiner Überwachungsfunktion durch unabhängige und objektive Prüfungshandlungen. Diese sind darauf ausgerichtet, Geschäftsprozesse zu verbessern und eventuelle Verstöße gegen interne Richtlinien und Regeln sowie Gesetze aufzudecken. Zur Überprüfung der Einhaltung der Compliance-Richtlinien dient zusätzlich das interne Kontrollsystem (IKS), das wir 2022 um weitere Compliance-spezifische Kontrollen ergänzt haben. Knorr‑Bremse Standorte müssen mit Stichproben nachweisen, dass sie die Richtlinienvorgaben effektiv umsetzen. Zudem wurde 2022 mit den Vorbereitungen für eine Auditierung des Compliance Management Systems im Jahr 2023 hinsichtlich Angemessenheit und Wirksamkeit begonnen.
Hinweise auf einen möglichen Compliance-Verstoß können Mitarbeitende, Geschäftspartner und externe Personen an die Compliance-Organisation melden: via E-Mail, direkt über die Compliance-Organisation oder online über ein unabhängiges und anonymes Hinweisgebersystem. Dieses weltweit zugängliche Portal eines externen Dienstleisters ermöglicht Hinweise zu etwaigen Compliance-Verstößen in 31 Ländern und 20 Sprachen (Knorr‑Bremse Compliance). Bei internen Informations- und Trainingsveranstaltungen und im konzernweiten Intranet wird auf das System verwiesen. Zusätzlich dient das Incident Notification and Alarm Services (INAS)-System der personalisierten Meldung von zeit- und sicherheitskritischen Ereignissen aus den Bereichen Compliance, Datenschutz, Informationssicherheit und Konzernsicherheit. Kritisch einzustufende Ereignisse erreichen über das System unmittelbar den zuständigen Konzernbereich.
Das Hinweisgebersystem wird ab 2023 durch die Beauftragung einer externen Ombudsstelle erweitert, die als zusätzliche Anlaufstelle Hinweise und Beschwerden entgegennehmen und an uns weiterleiten wird.
Im Jahr 2022 hat der Vorstand ferner eine neue Verfahrensordnung zum Umgang mit Hinweisen und Beschwerden beschlossen. Diese regelt den Verfahrensablauf, die Zuständigkeiten sowie die Rechte der Hinweisgeber*innen und der betroffenen Personen. Wesentliche Grundsätze sind dabei der Schutz von Hinweisgeber*innen vor Benachteiligungen, die Fairness und Vertraulichkeit des Verfahrens, die Unabhängigkeit der Ermittlungen sowie die Wahrung des Datenschutzes. Wir gehen jeder Verdachtsmeldung nach bzw. leiten diese an die zuständigen Fachbereiche zur weiteren Aufklärung weiter. Erhärtet sich der Anfangsverdacht, werden Untersuchungen durchgeführt. Festgestelltes Fehlverhalten wird sanktioniert.
Im Berichtsjahr wurden konzernweit 90 Meldungen über das Hinweisgebersystem erfasst (2021: 45, 2020: 21). Das Meldeaufkommen hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 29 der Meldungen (2021: 10, 2020: 6) betrafen Hinweise auf Diskriminierung oder andere arbeitsrechtliche Themen (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte). Neun Meldungen (2021: 2, 2020: 6) betrafen Hinweise auf Korruption. In drei Fällen wurden die Hinweise nicht bestätigt, in den übrigen sechs Fällen laufen die Untersuchungen noch. Gerichtsverfahren, Verurteilungen oder Bußgelder wegen Korruptionsdelikten gab es im Berichtszeitraum nicht. In einem vor dem Berichtszeitraum intern gemeldeten Fall wurden 2022 personelle Maßnahmen getroffen und die Anstellungsverhältnisse von zwei Beschäftigten beendet.
Zur Prävention von Compliance-Verstößen setzt Knorr‑Bremse auf transparente Kommunikation und die Schulung von Mitarbeitenden. Der Vorstand hat im Berichtsjahr im Intranet sowie auf verschiedenen Führungskräfteveranstaltungen und Betriebsversammlungen seine Haltung zu integrem Verhalten bekräftigt und seine Erwartungen an Führungskräfte und Beschäftigte deutlich gemacht.
Ein weltweites E-Learning zu unserem Verhaltenskodex ist in 13 Sprachen verfügbar und muss verpflichtend alle zwei Jahre online absolviert werden. Daneben wurde 2022 ein weiteres E-Learning zum Thema Korruptionsprävention ausgerollt, das sich gezielt an Beschäftigte im Einkauf und im Vertrieb sowie an Führungskräfte richtet. Auch dieses Training muss alle zwei Jahre wiederholt werden. Im Dezember 2022 besaßen rund 96 % (2021: 97,5 %, 2020: >95 %) der 17.270 Mitarbeitenden mit Zugang zu E-Learning-Plattformen (ca. 55 % der gesamten Belegschaft) ein gültiges Zertifikat für das Training zum Verhaltenskodex. Für das Anti-Korruptionstraining waren 3.770 Beschäftigte eingeschrieben, davon haben 95 % bis Ende Dezember 2022 ein gültiges Zertifikat erworben.
Neben den E-Learnings finden thematisch zielgruppenadäquate Präsenzveranstaltungen für Mitarbeitende zu spezifischen Compliance-Inhalten und unseren Richtlinien statt. 2022 wurden weltweit 64 Compliance-Schulungen abgehalten (2021: 25).
Als global aufgestellter und international tätiger Konzern ergeben sich für Knorr‑Bremse in seiner unternehmerischen Tätigkeit Risiken wie Chancen. Ziel des Risikomanagements ist es, Risiken konzernweit zu identifizieren und ihre potenziellen Folgen auf die erwartete wirtschaftliche Lage des Konzerns zu minimieren. In gleichem Maße sollen Chancen proaktiv genutzt werden, um den Unternehmenswert zu steigern.
Das Risikomanagementsystem ist in einer Konzernrichtlinie verankert, in der Verantwortlichkeiten und Berichtsstrukturen umfassend definiert sind. Die Prozesse des Risikomanagements folgen den Abläufen der Knorr‑Bremse Unternehmensorganisation.
Knorr‑Bremse ermutigt alle Beschäftigten zur proaktiven Meldung von Risiken und fordert zum verantwortungsvollen Umgang mit diesen auf. In einem vierteljährlichen Turnus findet eine weltweite Risikoinventur statt, die alle Konzerngesellschaften miteinbezieht. Damit Risiken von erheblicher Bedeutung frühestmöglich erkannt werden, gibt es über die regelmäßigen Berichtsperioden hinaus zusätzlich einen internen Ad-hoc-Meldeprozess. Der Vorstand des Knorr‑Bremse Konzerns erhält quartalsweise einen Bericht über die Entwicklung der Chancen- und Risikosituation, dazugehörige Details werden in der jeweiligen Vorstandssitzung erläutert. Der Aufsichtsrat beschäftigt sich turnusmäßig mindestens einmal im Jahr detailliert mit dem Risikobericht, bei Bedarf auch ad hoc.
Das im Konzern etablierte Risikomanagementsystem unterliegt einer kontinuierlichen Weiterentwicklung mit Anpassungen an interne und externe Anforderungen. Unser Risikomanagementsystem beinhaltet die Risikokategorie „Nachhaltigkeit“. Diese umfasst Risiken in Zusammenhang mit Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Schutz der Menschenrechte.
Die Risiken zum Umwelt- und Klimaschutz betreffen beispielsweise steigende Energie- und Materialkosten durch verschärfte Umweltauflagen oder die zunehmende Bepreisung von CO2-Emissionen auf dem Weg zu einer dekarbonisierten Wirtschaft. Die Erfüllung von ESG-Anforderungen wird künftig einen immer stärkeren Einfluss auf die Finanzierung des Knorr‑Bremse Konzerns haben. Darüber hinaus kann der Klimawandel die Lieferketten stören und die Materialeigenschaften, die für die Produktqualität relevant sind, beeinflussen. Mit diesen Risiken setzen wir uns frühzeitig auseinander, um in allen Bereichen adäquat und mit geeigneten Maßnahmen darauf reagieren zu können. Risiken, die sich aus dem Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes ergeben könnten, begegnen wir mit noch stärkerer Integration von menschenrechtlicher Sorgfalt in unsere operativen Prozesse, um menschenrechtliche Risiken zu minimieren und negative Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeiten zu verhindern. Dafür nutzen wir auch die Ergebnisse der menschenrechtlichen Risikoanalysen und eingehende Hinweise zu potenziellen Menschenrechtsverletzungen (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte).
Neben den Risiken der Kategorie „Nachhaltigkeit“ veröffentlichen wir ergänzende Erläuterungen zu weiteren Risikokategorien wie „Compliance“, „Personal“ oder „IT-Systeme & IT-Sicherheit“. Diese und weitere wesentliche Risikobeschreibungen sowie eine ausführliche Erläuterung unseres Risikomanagementsystems finden sich in unserem Risiko-, Chancen- und Prognosebericht.
Zur transparenten Darstellung unserer unternehmerischen Klimarisiken und -chancen berichten wir seit 2021 gemäß den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Eine Referenztabelle entsprechend dem Status unserer klimabezogenen Berichterstattung nach den Bereichen Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele finden Sie im Anhang (TCFD-Tabelle).
Das Chancenmanagementsystem von Knorr‑Bremse folgt den Prozessen des Risikomanagementsystems. Die Berichterstattung der Chancen erfolgt dabei neben regelmäßigen Management-Reviews ebenfalls im Rahmen des vierteljährlichen Risiko- und Chancenberichts.
Neben den Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung und Mobilität eröffnet auch der Megatrend Nachhaltigkeit wichtige strategische Chancen für Knorr‑Bremse:
Knorr‑Bremse profitiert von den Chancen eines Ausbaus des Schienenverkehrs im Zuge der Klimaschutzanstrengungen von Städten, Ländern und Staaten. Elektrifizierung und andere energie- und umweltfreundliche Lösungen ergeben sich aus einem steigenden öffentlichen Bewusstsein hinsichtlich Energieeffizienz sowie verstärkten staatlichen Maßnahmen im Energiebereich, wie strengeren Emissionsvorschriften. Konsequentes EcoDesign unserer Produkte trägt zu einem reduzierten CO2-Fußabdruck und einem energieeffizienteren Verkehr bei.
Weiterführende Informationen zu unserem Chancenmanagementsystem finden sich ebenfalls in unserem Risiko-, Chancen- und Prognosebericht.
Als Akteur am Kapitalmarkt schreibt Knorr‑Bremse der Orientierung an ESG-Kriterien eine wachsende Bedeutung zu. Mittels ESG-Kriterien messen Finanzmarktakteure Unternehmensleistungen im Bereich Nachhaltigkeit und nutzen die Erkenntnisse als Kriterien für Investitionsentscheidungen. Zahlreiche Gespräche mit Investoren und Ratingagenturen (Stakeholder Management) im Jahr 2022 haben das steigende Interesse des Kapitalmarkts an Nachhaltigkeitsthemen bei Knorr‑Bremse verdeutlicht. Bereits heute ist Knorr‑Bremse vielfach überdurchschnittlich für seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewertet (Nachhaltigkeitsratings und -rankings).
Die Integration der Nachhaltigkeitsziele in Finanzierungsinstrumente wird von Knorr‑Bremse weltweit vorangetrieben. Sie ist aus unserer Sicht ein deutliches Zeichen für die Bedeutung wirksamer Nachhaltigkeitsmaßnahmen für den Unternehmenserfolg. Der Anteil an Finanzierungen, die an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt sind, beträgt bei Knorr‑Bremse etwas über 40 % und bei langfristigen Kapitalmarkt-Finanzierungsinstrumenten rund 70 %.
Seit Januar 2022 läuft eine Konsortialfinanzierung mit einer Kreditlinie über € 750 Mio., deren Verzinsung mit unserer Nachhaltigkeitsbewertung von ISS Corporate Solutions verknüpft ist. Im September 2022 platzierte Knorr‑Bremse seine erste nachhaltigkeitsgekoppelte Anleihe (Sustainability Linked Bond) am europäischen Fremdkapitalmarkt in Höhe von € 700 Mio. Wesentlicher Bestandteil ist die Verpflichtung, ein Scope-3-Ziel nach den internationalen Standards der Science-Based Target Initiative (SBTi) zu definieren (Klimaschutz).
Ebenfalls im Berichtsjahr gestaltete Knorr‑Bremse sein Supplier Early Payment Program nachhaltiger: Das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank umgesetzte Sustainability-linked Supply Chain Finance Program (SSCF) ist jetzt an die ESG-Bewertung von Lieferanten gekoppelt. Damit ist das globale SSCF ein wichtiges Instrument, um mehr Lieferanten zur Verbesserung ihrer ESG-Maßnahmen zu ermutigen. Hierbei steht das Programm beispielhaft für unsere Haltung: Nur indem wir ESG entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben, werden wir eine konsequente nachhaltige Transformation verwirklichen können.
Mit der EU-Taxonomie wurde ein Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten eingeführt. Sie zielt darauf ab, Kapitalströme in nachhaltige Unternehmen zu lenken, damit die Klima- und Energieziele der EU bis 2030 erreicht werden können. Produkte und Technologien von Knorr‑Bremse werden derzeit nur teilweise in der EU-Taxonomie erfasst. Als taxonomiefähig werden die Instandhaltung und Modernisierung von Systemen an elektrifizierten Schienenfahrzeugen sowie Aktivitäten im Bereich der Schieneninfrastruktur ausgewiesen. Die Herstellung von Bauteilen und Komponenten für Nutz- und Schienenfahrzeuge fällt nicht in den Anwendungsbereich der EU-Taxonomie1, welcher aktuell ausschließlich die Aktivitäten der Endhersteller berücksichtigt. Knorr‑Bremse unterstützt eine Ausweitung der EU-Taxonomie, damit künftig auch die Beiträge der Wertschöpfungskette erfasst werden.
Knorr‑Bremse sieht die Digitalisierung als Chance für effiziente interne Prozesse sowie neue Geschäftsfelder. Zugleich gilt es, verantwortungsvoll mit den Informationen umzugehen: Geistiges Eigentum und Geschäftsgeheimnisse schützen wir mittels Informationsschutzmaßnahmen, personenbezogene Daten sichern wir durch umfassende Datenschutzaktivitäten.
Die Verarbeitung personenbezogener Daten ist ein fester Bestandteil der zunehmenden Digitalisierung. Auch für Knorr‑Bremse ist der Schutz solch sensibler Daten eine wichtige Voraussetzung bei der Eröffnung neuer Geschäftsfelder und im Umgang mit unseren internen und externen Stakeholdern. Zahlreiche gesetzliche Anforderungen, insbesondere die EU-Datenschutzgrundverordnung, bilden dabei den Rahmen für unser Handeln.
Knorr‑Bremse hat daher 2018 eine Datenschutzorganisation aufgebaut. Sie wird geleitet von der Konzerndatenschutzbeauftragten, die von Datenschutzmanagern in den Divisionen und an den weltweiten Standorten unterstützt wird. Datenschutzkoordinatoren in den zentralen Fachbereichen fungieren zusätzlich als Ansprechpartner und Multiplikatoren für den Datenschutz. Im Jahr 2022 wurde zudem ein Datenschutzboard installiert, das über die Ausrichtung des Knorr‑Bremse Datenschutzmanagementsystems entscheidet und dessen kontinuierliche Weiterentwicklung überwacht. Das Datenschutzboard ist mit Vertreter*innen aus Vorstand und Divisionsgeschäftsführungen sowie IT und HR besetzt.
Unsere Konzernrichtlinie zum Datenschutz ist die Grundlage für alle Datenschutzmaßnahmen im Unternehmen und stellt verbindliche Vorgaben und Prozesse zur Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen auf. Darüber hinaus ist der Schutz der Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre einer bzw. eines jeden Einzelnen wichtiger Bestandteil unserer internen Verhaltensrichtlinien (Code of Conduct).
Der Bereich Informationssicherheit gewährleistet die ausnahmslose Einhaltung der drei zentralen Informationswerte Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität für all unsere Daten. Der Bereich wird durch den Corporate Information Security Officer geleitet und durch ein Corporate Security Board gesteuert. Diesem Board gehören neben dem verantwortlichen Vorstand auch Geschäftsführer der beiden Geschäftsdivisionen sowie der Chief Information Officer an.
Der Reifegrad der Steuerungsprozesse wurde in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Zum einen mit einer überarbeiteten konzernweiten Richtlinie für Informationssicherheit, die sich an der internationalen Norm für die Sicherheit von Informationen und Werten ISO/IEC 27001 orientiert. Hinzu kommen interne Vorgaben, die den gesetzlichen Anforderungen des jeweiligen Standorts gerecht werden. Des Weiteren haben wir einen Prozess für Audits und Risikomanagement neu eingeführt.
Bei Projekten im operativen Bereich liegt der Hauptfokus auf dem präventiven Schutz der IT-Infrastruktur von Knorr‑Bremse durch konzernweit implementierte IT-Sicherheitslösungen.
Produkte und Dienstleistungen von Knorr‑Bremse unterstützen unsere Kunden im digitalen Zeitalter und fördern nachhaltige Mobilität. Beispiele für neue, digitalisierte Geschäftsfelder sind die zustandsbasierte Wartung (Condition-Based Maintenance) im Bereich der Schienenfahrzeuge sowie das hochautomatisierte oder autonome Fahren in der Division Nutzfahrzeuge.
Im Rahmen dieser Portfolioentwicklung spielen auch der Datenschutz und die Informationssicherheit (in diesem Zusammenhang oft als Cybersecurity bezeichnet) eine zunehmend wichtigere Rolle. Daher berücksichtigt Knorr‑Bremse die datenschutzrechtlichen Anforderungen bereits bei der Produktentwicklung (Privacy by Design).
Im Bereich der Informationssicherheit stellen dezidierte Organisationseinheiten und Teams in beiden Divisionen sicher, dass Cybersecurity-Aspekte in den Prozessen der Produktentwicklung bzw. in Kundenprojekten fest integriert sind.
Zu unserem Selbstverständnis als nachhaltiges Unternehmen gehört es, Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette zu übernehmen. Der strategische Einkauf schafft dabei mit der Auswahl der Lieferanten und Materialien die Grundlage für nachhaltige, zuverlässige und sichere Produkte von Knorr‑Bremse.
Als global aufgestellter Konzern arbeiten wir mit einer Vielzahl von überwiegend lokalen Lieferanten zusammen. Aktuell beziehen wir jährlich Produkte und Dienstleistungen von rund 30.500 Lieferanten aus über 70 Ländern. Darunter finden sich rund 7.000 Fertigungs- und Produktionspartner von Teilen, Komponenten und Materialien für unsere Produkte, sie allein stehen für 74 % der Beschaffungsausgaben. Die georderten Produkte beinhalten vor allem Metalle, Reibungskomponenten, Elektronikbauteile und Kunststoffe. Der Anteil an von uns eingekauften Rohmaterialien ist dabei gering.
Wir sind uns bewusst, dass die Lieferantenauswahl von Knorr‑Bremse sich erheblich auf Umwelt und Gesellschaft in den Produktionsländern auswirkt. Deshalb verlangen wir von unseren Lieferanten die Einhaltung unserer hohen Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette. Denn lieferantenseitige Verstöße könnten für Knorr‑Bremse, seine Kunden und Investoren Reputations- und Kostenrisiken mit sich bringen.
Die Knorr‑Bremse Strategie für nachhaltige Beschaffung ist konzernweit in die Einkaufsprozesse eingebettet. Zuständig für die Umsetzung der nachhaltigen Beschaffung sind die Einkaufsverantwortlichen für direkte und indirekte Materialien. Die Einhaltung und Optimierung von Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette werden durch Expert*innen auf Konzernebene unterstützt. Das Sustainable Purchasing Steering Committee diskutiert und entscheidet mehrmals jährlich über strategische und aktuelle Nachhaltigkeitsthemen; es besteht aus den Verantwortlichen für die weltweiten Einkaufsbereiche von Knorr‑Bremse und Vertretern der Nachhaltigkeitsabteilung. Um unseren Nachhaltigkeitsanspruch in internen Beschaffungsprozessen umzusetzen, stellen wir Prozessbeschreibungen und Leitfäden bereit. Diese geben einen Überblick über die Nachhaltigkeitskriterien und Managementansätze, die in die globalen Einkaufsabläufe einzubeziehen sind. Interne Richtlinien konkretisieren, inwieweit Nachhaltigkeitsaspekte in den Einkaufsentscheidungen bestimmter Warengruppen zu berücksichtigen sind, dazu zählen erneuerbare Energien, Dienstreisen oder energieeffiziente Produkte, Ausrüstungen und Dienstleistungen. Im Rahmen unseres EcoDesign-Ansatzes arbeiten wir daran, Nachhaltigkeitsanforderungen in den Materialspezifikationen von uns erworbener Produkte und Fertigteile umzusetzen. Dabei leitet uns die Richtlinie „EcoDesign Standard on Hazardous Substances in Products“ der Division RVS (Ökologisches Produktdesign).
Weitere Informationen zu Klimaschutz in der Lieferkette sowie zur Wahrung der Menschenrechte in der Lieferkette finden Sie hier:
Zur Implementierung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette setzen wir auf drei Säulen: von der Festlegung unserer Nachhaltigkeitsanforderungen über deren Bewertung und Überprüfung bis hin zur Qualifizierung von Lieferanten und Einkäufern.
Ein Themenschwerpunkt im Jahr 2022 waren vorbereitende Maßnahmen zur Einhaltung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Wir nahmen eine umfassende Risikobewertung unserer Lieferkette und eine Überprüfung unserer Prozesse vor (Sorgfaltsprozesse für Menschenrechte). Auf dieser Grundlage legen wir Maßnahmen fest, um Nachhaltigkeitskriterien noch stärker in die Einkaufsentscheidungen zu integrieren, die Transparenz in der Lieferkette zu erhöhen und die Praktiken unserer Lieferanten in Bezug auf die Achtung der Menschenrechte und auf Umweltfragen zu verbessern.
Als Hersteller von Bremsen und weiteren Systemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge sind wir uns unserer Verantwortung für die nachhaltige Beschaffung unserer Rohmaterialien bewusst. Dies betrifft allen voran die Beschaffung von Mineralien aus Konflikt- oder Hochrisikogebieten, den sogenannten Konfliktmineralien. Diese werden zum Teil in konfliktbehafteten Regionen abgebaut und zur Finanzierung bewaffneter Konflikte genutzt. Zu ihnen zählen Zinn, Tantal, Wolfram und Gold („3TG“). Zum Schutz der Menschenrechte im Bereich der Konfliktmineralien haben wir einen Due-Diligence-Prozess eingeführt. Transparenz im Beschaffungsprozess der Konfliktmineralien schaffen wir, indem wir der Empfehlung der Responsible Minerals Initiative folgen. Zentrale Instrumente für das Management und Reporting von Konfliktmineralien sind die unternehmensweit verbindliche Conflict Minerals Policy sowie Lieferantenabfragen. In einer jährlichen Abfrage fordern wir von direkten Zulieferern mit 3TG-Relevanz mittels des Conflict Minerals Reporting Template (CMRT) Informationen zur Herkunft der verwendeten Mineralien. In unserer letzten Abfrage wurden 24 (2021: 6, 2020: 5) kritisch einzustufende Schmelzen identifiziert. Diesen verdeutlicht Knorr‑Bremse im Rahmen der Joined Smelter Outreach Initiative die Wichtigkeit unabhängiger Audits, damit deren Beschaffungsprozess als konfliktfrei und verantwortungsvoll nachvollzogen werden kann. Diese Sorgfaltsprüfung wird in Partnerschaft mit anderen Unternehmen durchgeführt, die gleiche Verpflichtungen wie Knorr‑Bremse haben. Um die Sorgfaltspflicht in der Kobalt- und Glimmer-Lieferkette zu gewährleisten, haben wir begonnen, Informationen mithilfe des Extended Minerals Reporting Template (EMRT) zu sammeln. 2.301 Lieferanten wurden Ende 2022 dazu aufgefordert, den Fragebogen bis Mitte 2023 zu beantworten.
20221 | 20212 | 2020 | ||
---|---|---|---|---|
Zur CMRT-Abfrage eingeladene Lieferanten | Anzahl | 2.301 | 2.449 | 1.517 |
Beantwortungsrate der angefragten Lieferanten | % | 51 | 62 | 62 |