Junge Menschen sind vom EduFootball-Programm im Safe-Hub begeistert: Sport & Bildung an einem sicheren Rückzugsort. Ein Safe-Hub schafft eine gerechtere Welt, indem er jungen Menschen in strukturell benachteiligten Gemeinschaften bessere Chancen eröffnet. Das von AMANDLA Social Enterprises entwickelte Safe-Hub-Modell mit seiner erwiesenen Wirkung hat Knorr‑Bremse Global Care überzeugt, eine Partnerschaft mit der Organisation einzugehen. Gemeinsam wurde die Safe-Hub Global GmbH gegründet, um die Idee weltweit zu skalieren. In die Einzigartigkeit der Safe-Hub-Programme geben uns Thato, Phemelo und Anna von AMANDLA Einblicke. Alle sind sich einig: Hier gehen nur Gewinner vom Platz.
„Unser Antrieb für die globale Skalierung des Safe-Hub-Konzepts ist die Vision einer von Chancengerechtigkeit geprägten Welt. In dieser können junge Menschen ihr volles Potenzial entfalten und mutig ihre Träume verwirklichen. Ganz unabhängig von ihrer Herkunft. Dieses Zukunftsbild und unsere umgesetzten Projekte sehen wir als direkte Antworten auf große Herausforderungen: Ungleichheit, Armut und Arbeitslosigkeit.“ So beschreibt Florian Zech, Gründer und Geschäftsführer von AMANDLA, die Motivation der südafrikanischen NGO. Das erste Safe-Hub-Projekt entstand 2007 in Südafrika, heute gibt es dort neun Safe-Hubs, die etwa 30.000 junge Menschen wöchentlich erreichen.
Was ist ein Safe-Hub? Ein Safe-Hub besteht aus einer umfassenden Infrastruktur. Zu dieser zählen in der Regel ein Sportplatz, ein Jugend- und Ausbildungscafé, eine Bildungsakademie, ein Computerraum, Kultur-Workshops, ein Bewegungsraum, ein psychosoziales Beratungszentrum und Büroflächen für Sozialunternehmer*innen. Hierhin können sich Kinder und Jugendliche zurückziehen. Wichtig ist der ganzheitliche Ansatz: Safe-Hubs wollen die Jugend in den umliegenden Townships sowie deren Familien und die lokale Gesellschaft erreichen. Dann kann das Konzept seine volle Wirkung entfalten, die es in den Bereichen Gewaltprävention, Schulausbildung und Jugendbeschäftigung bereits bewiesen hat. Im Einzugsgebiet des ersten Safe-Hubs nahe Kapstadt sank die Kriminalität deutlich (44 %) und die Schul-Abschlussquote unter den Teilnehmenden stieg um 49 %. Laut einer Studie bewirkt die Investition eines Safe-Hubs einen sechsfachen sozialen Nutzen für die Allgemeinheit (Sozialrendite [SROI] 600 %).
Hohe Wirkung, effiziente Mittelverwendung und Nachhaltigkeit sind Gründe, weshalb Knorr‑Bremse Global Care strategische Partnerschaften eingeht. Auch die Partnerorganisationen profitieren von der langfristigen Zusammenarbeit, zum Beispiel durch die Stärkung der institutionellen Kapazität. In der seit 2014 bestehenden Zusammenarbeit mit AMANDLA unterstützte Knorr‑Bremse Global Care u. a. den Bau des Safe-Hubs in Gugulethu-Manenberg (Kapstadt) und förderte das akkreditierte PlayMaker-Ausbildungsprogramm im Safe-Hub Diepsloot, einer Township bei Johannesburg. Julia Thiele-Schürhoff, Vorsitzende von Knorr‑Bremse Global Care: „Das Safe-Hub-Konzept hat uns überzeugt. Kinder und Jugendliche aus strukturell benachteiligten Familien mit geringen Bildungs- und Fördermöglichkeiten leben oft in einem destruktiven Kreislauf mit schlechten Aufstiegschancen. Die strategische Partnerschaft ermöglicht es uns, Probleme an der Wurzel anzupacken und diesen Menschen langfristig eine Perspektive zu geben.“ Um die strategische Partnerschaft zu institutionalisieren, hatte Knorr‑Bremse Global Care mit AMANDLA im Juli 2021 die Safe-Hub Global gGmbH gegründet. Deren ambitioniertes Ziel formuliert Julia Thiele-Schürhoff deutlich: „Wir wollen eines der weltweit wirkungsstärksten Jugend- und Community-Entwicklungsprojekte skalieren und gemeinsam gestalten.“
„Die Weltsicht der Kinder ist grenzenlos. Sie sind sorglos und glücklich, sie lernen gerne spielerisch, sind ehrgeizig und sie lieben den Safe-Hub.“Thato Molefe (Facility Manager Safe-Hub Diepsloot) organisiert im Safe-Hub Diepsloot auch Programme für Vorschulkinder:
Vom etablierten Safe-Hub in Diepsloot lässt sich für die Skalierung viel lernen. Facility Manager Tahto Molefe ist nach sieben Jahren Erfahrung Profi in der Programmumsetzung und freut sich auf täglich zwischen 120 und 200 Teilnehmende. Die Arbeit beginnt um 9 Uhr morgens und dann wird der lizenzierte und passionierte Fußballtrainer wieder Fußballteams verschiedener Altersklassen leiten. Zum anderen weiß Thato: Er wird damit zugleich junge Persönlichkeiten fördern und weiterentwickeln. Der Safe-Hub ist für Kinder der Ruhepol innerhalb von Diepsloot, das multikulturell und dicht besiedelt ist sowie eine hohe Kriminalitätsrate aufweist. Thato selbst empfindet es als Geschenk, in Diepsloot zu arbeiten und zur Verbesserung und Entwicklung der Gegend beitragen zu können: „Wenn ich sehe, welche positive Wirkung wir täglich erzielen, spornt mich das an, mich noch härter für unsere wichtigsten Menschen einzusetzen – die jungen Programmteilnehmenden.“ Fußball ist zwar eine zentrale Aktivität im Safe-Hub, dieses ist aber vollintegrativ. „Wir nehmen alle auf, die den Safe-Hub besuchen“, betont Thato und ergänzt: „Es gibt neben Fußball zahlreiche andere Angebote wie den Girls Fun Tuesday und Hausaufgabenunterstützung.“ Am Girls Fun Tuesday machen die Mädchen im Safe-Hub nur Aktivitäten, die ihnen besonders gefallen. Dazu zählen meist traditionelle Spiele, Wasser- und Brettspiele sowie Social-Media-Aktionen.
Eine zentrale Fördermaßnahme in allen Safe-Hubs ist das dreiphasige EduFootball-Programm – Fußball als Hebel zu Bildung und einem individuellen Reifeprozess. Der Safe-Hub bietet bereits zur frühkindlichen Entwicklung das GetInTheGame-Programm (U6-, U8- und U10-Teilnehmer). Die weiteren Phasen für heranwachsende Jugendliche sind GoForIt (Lebenskompetenzen) und MakeYourPlay (Beschäftigung, Ausbildung und Bildung). „Ab 17 Jahren schmieden junge Menschen Pläne für ihre Zukunft. Der MakeYourPlay-Lehrplan vermittelt praktische Fähigkeiten und hilft ihnen, sich zu arbeitsfähigen, verantwortungsvollen jungen Erwachsenen zu entwickeln“, erklärt Thato. Zur MakeYourPlay-gehört auch das PlayMaker-Programm. Das beinhaltet eine 12-monatige Ausbildung für 13 lokale Coaches und bereitet die Teilnehmenden auf einen Arbeitsplatz bzw. eine Ausbildung vor.
Phemelo Digopo begann Anfang 2021 als PlayMaker in Diepsloot. Durch seine Arbeit als Coach und Moderator sei er persönlich sehr gereift: “Ich habe im Team gelernt, mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten umzugehen und meine eigenen Stärken zu erkennen. Ich bin jetzt durchsetzungsstärker.” Wichtiges fachliches Know-how erhielten die PlayMaker bei Schulungen, z. B. in Office-Datenverarbeitung, und im Berufsvorbereitungsprogramm. Phemelo war anschließend fit für den Arbeitsmarkt – und der trat an ihn in Form der HR-Kolleg*innen von Knorr‑Bremse Südafrika heran. Die besuchten Diepsloot, lernten Phemelo kennen und gewannen ihn für eine einjährige Ausbildung bei Knorr‑Bremse. Dort erarbeitete er sich Wissen im kaufmännischen Bereich.
“Phemelo kam zu uns bereits als eine sehr umsichtig und zielstrebig agierende Persönlichkeit. Dabei hatte ihm das PlayMaker-Programm zum einen das nötige fachliche Wissen mitgegeben, z. B. zu EDV und Projektmanagement. Zugleich besitzt Phemelo als ehemaliger PlayMaker eine enorm hohe soziale Kompetenz – das ist im HR-Bereich von sehr großem Wert“, zeigt sich Heidi Snyman, Group Head of HR bei Knorr‑Bremse South Africa, begeistert. Phemelo selbst will sich im Personalwesen weiterqualifizieren und wird ein HR-Studium am Südafrikanischen College für angewandte Psychologie beginnen. Darüber hinaus gründete er vor kurzem sein erstes kleines Veranstaltungsunternehmen, dessen Organisation er ausbauen will. Jetzt besitzt Phemelo sein eigenes Werkzeug, um unterprivilegierten Jugendlichen den Zugang zu Bildung, Qualifizierung und Beschäftigung zu erleichtern. „Eine Vision, die ich während meiner Zeit bei AMANDLA entwickelt habe”, so Phemelo.
„Es macht mich glücklich, Menschen bei der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten zu unterstützen.“Der ehemalige PlayMaker Phemelo Digopo durchlief eine administrative Ausbildung in der HR-Abteilung von Knorr‑Bremse Südafrika:
In Südafrika erfolgreich, geht das Safe-Hub-Konzept jetzt mit Unterstützung der Safe-Hub Global gGmbH in die globale Skalierung. Julia Thiele-Schürhoff will die Kompetenzen von Knorr‑Bremse Global Care und Knorr‑Bremse hier stark einbringen: „Wir wollen Safe-Hubs global nicht nur unterstützen, sondern deren Entwicklung mitgestalten. So können wir die Perspektiven junger Menschen weltweit langfristig und nachhaltig verbessern.“ In Berlin (Deutschland) und in Philadelphia (USA) entstehen bereits erste Safe-Hub-Projekte. Knorr‑Bremse Gesellschaften sind hier, wie in Südafrika, nicht fern. Denn Mitarbeitende von Knorr‑Bremse sollen sich bei Bedarf einbringen können. Florian Zech unterstreicht die Partnerschaft auf Augenhöhe mit Knorr‑Bremse Global Care: „Wir brechen bewusst mit dem alten Stigma von der NGO auf der einen und dem Spender auf der anderen Seite. Wir befinden uns im engen Austausch, der neben dem möglichen Engagement von Knorr‑Bremse Mitarbeitenden auch das Teilen gemeinsamer Expertise vorsieht.“ Die erste Safe-Hub-Infrastruktur in der nördlichen Halbkugel soll 2023 in Berlin-Wedding eröffnet werden.
„Das von AMANDLA entwickelte Edu-Football-Programm, vermittelt den Teilnehmenden im Training neben fußballerischen Fertigkeiten auch gezielt wichtige Sozialkompetenzen.“Anna Winkler (Projektmanagerin AMANDLA Berlin) betreut das Projekt GIRLS HUB in Berlin:
Das in Berlin ansässige AMANDLA-Team bietet seit sechs Jahren Programme und Dienstleistungen für junge Menschen vor Ort an. Noch in diesem Jahr soll die Infrastruktur des Safe-Hub Berlin-Wedding fertiggestellt werden. Aktuell gibt es Train-the-Trainer-Workhops, die School-Hubs, Girls Hub und offene Fußballtrainings auf dem Bolzplatz. Ein Berufsorientierungsprogramm für Jugendliche ist geplant. Zur Umsetzung des EduFootball-Programms setzt AMANDLA gegenwärtig auf die Kooperation mit Schulen oder nutzt öffentliche Fußballplätze. Fußballspielende Mädchen und junge Frauen sind dabei sehr präsent, dafür sorgt das Projekt GIRLS HUB. Dessen Koordinatorin aus Überzeugung ist Anna Winkler: „Es liegt mir sehr am Herzen, mittels Sport die Gleichberechtigung von Mädchen und jungen Frauen zu fördern.“ Sie sieht täglich: „Auch in Berlin trägt das EduFootball-Programm, hier speziell für Mädchen, zu gefestigten, selbstbewussteren jungen Persönlichkeiten bei, die besser mit Emotionen und Rückschlägen umgehen können. Sie leben Teamfähigkeit und einen respektvollen Umgang.“ Diese Kompetenzen bleiben nach dem Fußball eben nicht in der Umkleide zurück, sondern werden in den Alltag und die Ausbildung mitgenommen.
Ähnlich verläuft diese Entwicklung auch bei vielen Trainerinnen, die eine wichtige Vorbildfunktion für die Teilnehmerinnen besitzen, berichtet Anna: „Zwei unserer Trainerinnen kamen vor gut anderthalb Jahren beruflich noch unschlüssig zu uns. Mittlerweile absolvieren sie jeweils eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin. Zudem unterstützen sie uns weiterhin auf und neben dem Fußballplatz.“ Das dokumentiert eine enge Projektverbundenheit in Berlin und ist ein positiver Fingerzeig für die Zukunft. Schließlich sollen rund um die Welt weitere Safe-Hubs entstehen. Und irgendwann gibt es vielleicht eine Safe-Hub-Fußball-Weltmeisterschaft? Oder eine Safe-Hub-Mathematik-Olympiade? Beides wäre möglich.